112 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
erzwingen. Nun hätte Tilly dem Kriege ein Ende machen können, wie
er selbst bezengt, aber sein Gebieter, Mar von Bayem, verurtheilte ihn
zur Unthätigkeit. Auf dem Reichstage in Regensburg 1623 hatte
er den 23. Februar die Kurwürde „auf Lebenszeit" und die Oberpfalz
erhalten; die ganze Pfalz gab ihm der Kaiser nicht, weil er, wie er
sagte, den König Jakob I. von England nicht zu einem ernsthaften Ein-
schreiten zu Gunsten seines pfälzischen Schwiegersohnes reizen dürfe.
Max aber meinte, weil der Kaiser das Haus Wittelsbach nicht noch
mächtiger machen wolle, und darin hatte der neue Kurfürst Recht. Deß-
wegen ließ Mar den Krieg nicht ganz erlöschen, und Tilly durfte den
letzten Widerstand nicht vertilgen, weil dann die Liga, deren Haupt Mar
war, sich aufgelöst hätte; denn die geistlichen Herren klagten bereits sehr
über die erschrecklichen Summen, welche sie für die Unterhaltung des
ligistischen Heeres erlegen mußten; mit der Auflösung der Liga hätte
aber Tilly auch das Heer abdanken müssen, über das Mar gebot und
durch das er Deutschland dirigierte. Der Stoff zu einem größeren Kriege
wurde auch bereits geschäftig herbeigetragen. Frankreich, welches der
Kardinal Richelien regierte, wollte Deutschland in Flammen setzen,
um demselben Elsaß und Lothringen abzunehmen (wie das Raubgesindel
Feuer einlegt und in der allgemeinen Verwirrung seine Aernte hält);
Holland wollte Habsburg-Oesterreich von der Unterstützung Spaniens
abhalten und am Rhein und an der Maas mäöglich viel von Deutsch-
land wegnehmen; Englands König aber hatte guten Grund zur Ein-
mischung: sein Schwiegersohn war noch immer nicht im Besitze der Pfalz.
Zu Werkzeugen für die Ausführung dieser Plane waren die nordischen
Könige Christian IV. von Dänemark und Gustav Adolf von
Schweden, ferner der alte Bethlen Gabor und die Städte und
Herren des nördlichen Deutschlands bestimmt; England, Frankreich
und Holland versprachen daher monatliche Subsidien. Gustav Adolf
zeigte sich bereit zum Kriege gegen den Kaiser, wenn die verbündeten
Mächte dafür bürgten, daß während seines deutschen Krieges Schweden
nicht von Polen oder Dänemark angegriffen werde. Aber Christian IV.
von Dänemark wollte mit Gustav Adolf nicht gemeinschaftliche Sache
machen, sondern den Ruhm und die Beute des deutschen Krieges allein
gewinnen, daher griff er rasch ein und ließ sich von dem niedersächsischen
Kreise zu seinem Hauptmanne ernennen. Zwar hatte Christians Vater
Friedrich ll. die Dietmarsen 1559 unterworfen, die im Jahre 1500
die däuische Armee vernichtet und die dänische Reichsfahne, den Dane-
brog, erobert hatten, und war Christians Sohn bereits bremischer Erz-
bischof und Bischof von Verden; zwar hatte Christian 1619 Stade weg-
genommen; zwar hatten die Hanseaten ihre früheren Handclsrechte in
Dänemark, Schweden und England verloren und war der Sundzoll