Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

126 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
Sachsen in beständigem Verkehr mit dem Kaiser, und Wallenstein kor- 
respondiert alsbald mit Dresden, Kopenhagen und Paris! — 
Als Wallenstein den Oberbefehl übernommen hatte, trieb er die 
Sachsen ohne Mühe aus Böhmen hinaus und ließ durch seinen General 
Holk die voigtländischen Dörfer bis vor die Mauern Dresdens verbren- 
nen. Vergeblich beschwor Mar von Bayern den Friedländer, ihm gegen 
die Schweden zu Hilfe zu kommen; dieser verstärkte erst sein Heer und 
entbot den Kurfürsten mit seinen Truppen nach Eger; dort umarmten 
sich beide im Angesicht des Heeres, und man bemerkte das Aufblitzen 
des befriedigten Stolzes in Wallensteins Augen, während Marens Miene 
seine innere Bewegung nicht verrieth. Dann ging es nach Sachsen, 
wo Leipzig genommen ward; dadurch nöthigte Wallenstein den Schwe- 
denkönig, von Bayern abzulassen und in die Nähe seines Gegners zu 
kommen. Er eilte aber nicht an die Elbe, wie Wallenstein erwartet 
hatte, sondern nahm (21. Juni) eine feste Stellung bei Nürnberg, 
wodurch er seine Eroberungen am Rhein und Main deckte und zugleich 
Bayern aus der Nähe bedrohte; ebenso wenig konnte nun Wallenstein 
gegen Norden vordringen, da Gustav nach wenigen Tagmärschen in 
Sachsen und auf der einzigen Rückzugslinte Wallensteins nach Böhmen 
stehen konnte. Deßwegen zog nun letzterer selbst gegen Nürnberg und 
lagerte sich (6. Juli) dem verschanzten feindlichen Heere gegenüber in 
einer noch festeren Stellung, entschlossen den Feind ohne Schlacht durch 
Hunger zum Abzuge zu zwingen, da er durch seine Ueberlegenheit an 
leichten Truppen sowie durch seine Verbindung mit Ingolstadt und Re- 
gensburg sich länger behaupten konnte. Gustav verstärkte sich bis auf 
70,000 Mann und stand volle zwei Monate dem Feinde gegenüber, dem 
er die Schlacht anbot, aber Wallenstein verstand den Krieg zu gut, als 
daß er sich des Vortheils seiner Stellung begeben hätte. Endlich (31.- 
August) entschloß sich Gustav zu einem allgemeinen Angriffe auf die feind- 
liche Stellung; aber alle Wuth der schwedisch-deutschen Angriffe (Gustavs 
Heer bestand bereits größtentheils aus Deutschen und deutsche Regimen- 
ter hatten die Ehre des ersten Angriffs) scheiterten an der Stellung 
und der trefflich geleiteten Vertheidigung des feindlichen Heeres; nach 
großem Verluste mußte Gustav den Angriff aufgeben. Vierzehn Tage 
später zog der Schwedenkönig ab, nachdem er 20,000 Mann durch Sen- 
chen und Gefechte, Nürnberg 10,000 Einwohner verloren hatte; kaum 
geringer war auch Wallensteins Verlust, der jedoch den Ruf der Un- 
überwindlichkeit Gustav Adolfs vernichtet hatte, was dieser nur zu bald 
erfahren mußte. Er rückte südlich gegen Bayern, Wallenstein aber nörd- 
lich gegen Sachsen; dadurch war auch Gustav zur Umkehr genöthigt. 
Wallenstein wurde jedoch über die Absichten seines Gegners getäuscht, 
denn er entsandte den tapfern Pappenheim mit einem beträchtlichen Heere
	        
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