128 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands ꝛc.
feld räumen, aber Bernhard von Weimar, General in Gustavs
Diensten und ausgezeichneter Feldherr, besteht auf einem neuen Angriffe,
und abermals stürmen die durch den Tod des Königs wuthentbrannten
Schweden gegen die Gräben und die Batterie, nehmen diese, und bald
ist Reiterei und Fußvolk im blutigen Handgemenge. Schon gewinnen
die Schweden die Oberhand, als der schlachtendurstige Pappenheim
herbeieilt, die Schlacht wieder herstellt, aber im Reiterkampfe durch die
Brust geschossen wird. Wallenstein ordnet seine Leute wieder, das schwe-
dische Fußvolk wird abermals angegriffen und in einem gräßlichen Kampfe
mit der blanken Waffe über die Straße getrieben, die Kanonen werden
wieder erobert; auch die schwedische Reserve unter Kniephausen vermag
der Schlacht keine andere Wendung zu geben; die Nacht bricht herein
und beide Theile ziehen sich in ihre Lager zurück. Nach der Schlacht
traf das Pappenheimische Fußvolk unter dem General Rheinach bei
Wallenstein ein und bat die Walstatt besetzen zu dürfen; der Herzog ant-
wortete aber: „Herr von Rheinach, wir wissen was mehres; der Kur-
fürst von Sachsen und der Herzog von Lüneburg kommen mit 16,000
Mann; wir werden alsbald marschieren. Wollen der Her hier aller-
nächst der Windmühle stehen bleiben und die Nachhut bilden, bis alles,
bis auf die Kroaten, vorüber ist.“ Auch die großen Stücke ließ Wallen-
stein stehen, well keine Pferde und Geschirre da waren, und rückte nachts
10 Uhr über Leipzig nach Böhmen. Wallenstein gab die erste Schlacht
verloren, weil er eine zweite nicht verlieren wollte; denn daß das säch-
sische Heer sich mit dem schwedischen vereinigen mußte, war gebieterische
Nothwendigkeit, da der Kurfürst wohl nicht zu gleicher Zeit sein eigenes,
dazu das schwedische und kaiserliche Heer in seinem Lande Winterquar-
tiere nehmen lassen konnte. Wallenstein wegen seines Rückzugs der Ver-
rätherei anzuklagen, ist widersinnig; er war von Gustav Adolf zur
Schlacht genöthigt worden und hat dieselbe in einer Weise geleitet,
welche ihn zum einzigen ebenbürtigen Gegner des großen Schweden
machte. Eine neue konnte er mit seinem Heere gegen den durch die
Sachsen verstärkten Feind nicht annehmen, und der Geschütze wegen wollte
er sich nicht der Gefahr einer neuen aussetzen. Durch die Lützener
Schlacht verlor er höchstens das Winterquartier in Sachsen, wenn er
es je hier nehmen wollte. In Böhmen hielt er sirenges Gericht über
das Heer und bestrafte die Offiziere, welche ihre Schuldigkeit nicht ge-
than hatten, mit dem Tode.
Von der Schlacht bei Kützen bis zur Schlacht bei Uördlingen (16. November 1632
bis 6. Jeptember 1634).
Der Tod Gustav Adolfs wurde in Wien als ein großer Sieg ge-
achtet, wohl mit Recht, und man hoffte, Wallenstein werde mit dem