Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Karl I. 145 
Königlichen als Philister oder Amalekiter bezeichneten. Dabei waren sie 
äußerst streng in ihren Sitten, duldeten keine Feiertage, Lustbarkeiten, 
Tänze u. s. w. Diese finsteren Fanatiker bewaffnete Kromwell und bald 
bewiesen sie sich den Kavalieren gewachsen. Den 3. Juli 1644 ver- 
loren die königlichen Truppen die Schlacht bei Marstonmoor; Krom- 
well gab mit seinen „Heiligen“ den Ausschlag, als die Kavaltere unter 
dem Prinzen Ruprecht von der Pfalz über dem Ungestüme die Vorsicht 
vergaßen. Zwar siegte der König noch einmal im September und es 
wurden neue Unterhandlungen gepflogen; sie zerschlugen sich aber an 
dem Verlangen des Parlaments, daß ihm die Ernennung der Ober- 
befehlshaber der Land= und Seemacht zustehe und das bischöfliche System 
abgeschafft werde. Zu gleicher Zeit setzte es Kromwell, das Haupt der 
Independenten (die keinen König und keine Hierarchie, auch nicht 
die presbyterianischen Synoden wollten), im Parlamente durch, daß kei- 
nes seiner Mitglieder eine Befehlshaberstelle begleiten solle. Dadurch 
wurde der bisherige Kommandant des Parlamentsheeres, der Graf Esser, 
entfernt und an seine Stelle trat Fairfar, den Kromwell leitete; diesen 
bestätigte aber das Parlament ausnahmsweise in seinem Kommando, als 
Fairfar erklärte, nur Kromwell könne die Resterei kommandieren. Beide 
erfochten den 14. Juni 1645 bei Naseby einen entscheidenden Sieg über 
die Königlichen. Karl hielt sich noch einige Zeit in Orford und unterhan- 
delte abermals, aber Kromwell fing seine Korrespondenz mit dem Kö- 
nige von Frankreich auf, in welcher Karl seine Abneigung gegen eine 
parlamentarische Regierung in den stärksten Ausdrücken kund gab und 
auch Kromwelln von seinem persönlichen Hasse überzeugte. Als er in 
Orford mit einer Belagerung bedroht wurde, flüchtete er sich verklei- 
det nach Schottland, indem er hoffte, seine Landsleute für sich stimmen 
zu können. Aber die fanatischen Schotten sahen in ihm nur einen Baals- 
diener, verlangten die Unterschreibung des Kovenants, die Abschaffung der 
Bisthümer und Ueberlassung der Land= und Seemacht an das Parlament 
auf 20 Jahre. Karl willigte nicht ein und wurde nun als Gefangener 
behandelt: sie zwangen ihn die halbtagelangen Predigten der presbyte- 
rianischen Geistlichen anzuhören, welche in der Regel von den Sünden 
Karls und denen seiner Vorfahren handelten, und endlich lieferten die 
Elenden ihn für 400,000 Pfo. Sterling an das englische Parlament aus. 
So hatte das Parlament den Sieg entschieden gewonnen, da sich 
der König in seiner Gewalt befand; es wollte jetzt das Heer vermin- 
dern und den größten Theil desselben nach Irland schicken, wo ein 
schonungsloser Krieg wüthete. Aber das Heer, das alles gethan hatte, 
verspürte keine Lust sich der Gewalt zu Gunsten der Parlamentsmitglieder 
zu entäußern, und Kromwell entriß denselben durch einen Melssterstreich 
politischer Schlauheit das Unterpfand seiner Stärke, den L9 fangenen 
Bumuller, Neue Zeit. 6. Aufl.
	        
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