Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

146 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. ꝛc. 
König; denn hätte das Parlament sich mit dem Könige durch einen Ver- 
trag geeinigt, so wären die „Heiligen“, die wegen ihrer stolzen Buß- 
predigten und herrschsüchtigen Frömmigkeit der Mehrzahl der Nation zu- 
wider waren, zur Nachgibigkeit gezwungen worden. Wirklich verlangten 
auch die Presbyterianer, im Parlamente die Mehrheit, eine Aussöhnung 
mit dem Könige, aber Kromwell schob bereits seine Armee gegen London 
vor und das Parlament mußte auf ihr drohendes Begehren die eilf be- 
deutendsten Presbyterianer ausweisen. Unter diesen befand sich Hollis, 
ein Oppositionshaupt in den ersten parlamentarischen Kämpfen gegen 
den König und deßwegen bei den Londoner Bürgern populär. Seinem 
Aufrufe folgend bewaffneten sich letztere, bedrohten die Independenten 
und verlangten drohend die Rückkehr des Königs. Allein nun slüchtete 
sich das Parlament zu dem Heere und dieses zog in London ein, ohne 
daß ihm ein Widerstand entgegengesetzt wurde; dadurch war Kromwell 
seitdem Meister der Lage. Er schien geneigt, dem Könige den Thron wieder 
zu geben und sich selbst mit den höchsten Ehrenstellen zu bedenken, als 
ein Brief Karls, der nach Frankreich bestimmt war, in seine Hände 
fiel, aus welchem Kromwell den unversöhnlichen Zorn des Königs er- 
sah; zudem war sein Ansehen im Heere bedroht, als er mit Karl, der 
von den „Heiligen“ mit allen biblischen Namen gottloser Könige belegt 
wurde, im Einvernehmen zu stehen schien. Das Heer parteite sich, bis 
Kromwell sich von dem Könige abwandte und in seinem Sprechen und 
Thun wieder ein ganzer Heiliger ward; mit den Levellers aber (den 
„Gleichmachern“, die nicht nur republikanische Gleichheit, sondern sogar 
Vermögensgleichheit und Theilung verlangten) machte er kurzen Prozeß. 
Als der König Kromwells Entfremdung wahrnahm und mit Grund für 
sich das Aeußerste fürchtete, entfloh er und kam glücklich auf die Insel 
Wight, von wo er sich nach Frankreich einschiffen wollte; aber der Gou- 
verneur der Insel, Hamond, ein eifriger Anhänger Kromwells, nahm 
ihn gefangen und setzte ihn auf das feste Schloß Karisbrook (November 
1647). Da legten ihm die Presbyterianer ihre letzten Bedingungen vor: 
Ueberlassung der Kriegsmacht an das Parlament auf 12 Jahre; Recht 
des Parlaments sich zu versammeln und aufzulösen; Widerrufung aller 
gegen die aufständische Negierung erlassenen Proklamationen. Karl ver- 
weigerte dies und von Kromwells Partei wurde das Unterhaus zu einer 
Bill gezwungen, welche jeden des Hochverraths schuldig erklärte, der mit 
dem Könige in Unterhandlung treten würde; der König war also abge- 
setzt. Allein die Presbyterianer, die in dem Könige die einzige Rettung 
vor der Herrschaft der Independenten sahen, knüpften abermals mit Karl 
an, während die Schotren ein Heer über die Gränze schickten, weil auch 
sic ihre presbyterianische Kirchenordnung durch die Independenten be- 
droht saben. Kromwell zog den Sckotten entgegen, schlug sie (August
	        
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