164 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 1c.
folgte Ludwig dem Vorschlage des Ministers Louvois, zuerst die hol-
ländischen Festungen wegzunehmen, statt dem des kühnen Kondé, der
gerade auf Amsterdam losgehen wollte, und so gewannen die Holländer
allmählig Fassung und Muth. Der 22jährige Wilhelm von Ora-
nien folgte Seelands Rufe augenblicklich und ermunterte das Volk, in-
dem er die Vertheidigung anordnete. Er trug aber einen tödtlichen Haß
gegen Johann de Witt und dessen Bruder in sich; denn sie waren das
Haupt der aristokratisch-republikanischen Partei, welche das Haus Ora-
nien, dessen monarchisches Gelüsten kein Geheimniß war, von der Statt-
halterwürde ausschloß, und 1667 hatte de Witt das sogenannte ewige
Edikt durchgesetzt, durch welches die Statthalterwürde für immer auf-
gehoben wurde. Die Partei de Witts, welche die letzte Zeit die Gene-
ralstaaten geleitet hatte, war von dem französischen Kriege überrascht
worden, die Festungen waren nicht im Vertheidigungszustande, die Zeug-
häuser schlecht versehen und wenig geworbene Soldaten in den vielen
Gränzplätzen. Unter dem Volke wurde nun verbreitet, die Brüder de
Witt hätten Holland an den König von Frankreich verkauft, und ein
Pöbelaufstand im Haag raubte beiden das Leben. Sie wurden nieder-
geschlagen und dann buchstäblich in tausend Stücke zerrissen; es geschah
dies nach dei alten Taktik der Oranier: die Volkswuth loszulassen und
gegen ihre Feinde zu richten. Oranien hoch! war jetzt das Losungswort
der Holländer, die seitdem auch besser Stand hielten. Aardenburg wurde
gegen den Marschall d’Ankre behauptet, die 20,000 Münsterer und Käöl-
ner konnten Gröningen nicht erobern, obwohl sie es mit Kugeln über-
schütteten, und bei Köverden verlor der Bischof von Münster über 1000
Mann, welche bei einem Dammbruche ertranken. Nun kehrte Ludwig
nach Frankreich zurück zu seinen Festen und Buhlerinen, denn im Kriegs-
lager gesiel es ihm in die Länge nicht.
Allgemeiner Krieg (1673—1678). Zricde von Unmwegen (1679).
Allmählig erhielten die Holländer Bundesgenossen; der Kurfürst von
Brandenburg zog zuerst aus, weil er seine klevische Erbschaft zu ver-
lieren fürchtete, und endlich schickte der Kaiser seinen trefflichen Feldherrn
Montekukkuli mit einem Heere an den Rhein; der Minister Lobkowitz
lähmte aber seine Thätigkeit fortwährend, so daß Montekukkuli äußerte,
er wolle sich seine Befehle lieber gerade aus Paris statt auf dem langen
Umwege über Wien kommen lassen. Als er trotz Turennes Manövern
die Vereinigung mit dem Kurfürsten bewirkt hatte, erhielt er den Befehl
nach Frankfurt zu marschieren und unthätig zu bleiben; er ging aber
bei Mainz über den Rhein und machte Miene in Frankreich einzufallen.
Turenne ellte nun an den Mittelrhein, aber der Kurfürst schloß Frieden
mit Frankreich, dessen König abermals in einer Anwandlung kriegerischer