Allgemeiner Krieg. 165
Laune nach Holland zur Armee ging, um dem Schauspiele der Erobe-
rung zuzusehen. Doch die Holländer schlugen die Flotte Karls II. mehr-
mal nacheinander und das englische Parlament nöthigte denselben zum
Frieden; bei Senef hielt Wilhelm von Oranien dem Prinzen Kondé
Stand und Montekukkuli entfaltete am Unterrhein seine Feldherrnthätig-
keit, seit Lobkowitz entlassen war. Am 30. August 1673 verbündete sich
Leopold I. mit Holland und Spanien; ebenso that Lothringen,
im März 1674 folgte das heilige römisch-deutsche Reich nach, im
Juli Brandenburg und Dänemark. Ludwig entsandte nun Turenne
an den Oberrhein, der in Lothringen und der Pfalz wie ein Türke
brannte, während der Marschall Luremburg in den Niederlanden wo-
möglich noch barbarischer hauste. Die Franzosen trieben Mordbrenneret
und Schinderei mit einer wahren Virtuosität und zeigten eine Zerstö-
rungslust, welche vandalische Raserei mitunter überbot; Belgien hatte
dies zuerst erfahren, wo sfie nur in der Stadt Brüssel 4000 Häuser, 13
Kirchen mit schönen Thürmen und 7 Klöster zerstörten; nun kam die
Reihe an Deutschland, wie wenn es die Franzosen versuchen wollten,
den nationalen Stumpfsinn mit Feuer zu kurieren. Am Oberrhein be-
fehligten zwei Fremde die Reichsarmee, Bournonville und Des
Souches, welche sich bei Ensishelm von Turenne schlagen ließen;
die Soldaten waren der Ueberzeugung, daß sie von Verräthem komman-
diert seien. In Folge dieser Niederlage ging die Franckekomté verloren,
deren Hauptstadt Besangon der spanische Gouverneur Vaudemont tapfer
vertheidigte, aber aufgeben mußte, weil er ohne Hilfe gelassen wurde;
ebenso bat der alte Herzog von Lothringen vergebens um Beistand-
Dafür ließ sich in dem folgenden Winter Bournonville von Turenne
überfallen und über den Rhein jagen; erst Montekukkult that dem
Siegeslauf der Franzosen Einhalt, und vier Monate manöorierten er und
Turenne (aber bereits auf dem rechten Rheinufer) gegen einander, ohne
daß sie einander einen Vortheil abzugewinnen vermochten. Am 27. Juli
1675 wollte endlich Turenne bei Sasbach im Badischen eine Schlacht
liefern, wurde aber in dem einleitenden Gefechte durch eine Kanonen=
kugel getödtet. Die Franzosen flohen hierauf in großer Unordnung über
den Rhein, wurden an der Saar noch einmal geschlagen und verloren
auch das lang vertheidigte Trier. Im gleichen Jahre bekämpfte die
holländische Flotte unter Ruyter die ihr überlegene französische, in den
Gewässern Siciliens, welches die Franzosen mit Hilfe des aufgestanre-
nen Messina den Spanijern entreißen wollten; am 27. April lieferte er
eine Seeschlacht unfern Katania, die unentschieden blieb, der greise
Held aber verlor rurch eine Kanoenenkugel einen Fuß, an welcher Wunde
er bald darauf starb.
Die Franzosen beschränkten sich nach Turennes Tod gegen Deutsch-