Jakob II. 173
Vater hat euch gefürchtet, darum haben sie euch so vieles zugegeben; ich
aber liebe euch nicht und fürchte euch nicht." Den 22. Oktober 1685
hob der König das Edikt von Nantes förmlich auf, entzog den Hu-
genotten alle Prlotflegien, jede Ausübung ihres Gottesdienstes, gebot
ihnen ihre Kinder katholisch zu erziehen, eröffnete also mit einem Worte
eine Hugenottenverfolgung, wie die Nachbarn jenseits des Kanals, nur
noch wilder, die Katholiken verfolgten. Obwohl ihnen die Auswanderung
bei strenger Strafe verboten war, so entslohen doch 230,000 Menschen
der französischen Heimath und ließen sich in England, Holland, Hessen
Wirtenberg und Brandenburg nieder; von ihnen stammen größtentheils
die französischen Namen her, welche uns seitdem in der deutschen Ge-
schichte, auf dem wissenschaftlichen Felde wie auf dem Schlachtfelde und in
den Fürstenräthen begegnen. Ludwig schlug Frankreich dadurch eine tiefe
Wunde; denn die Auswanderer entzogen dem Lande neben einer Masse
baaren Geldes eine tüchtige Arbeitskraft, indem Tausende von thätigen
Gewerbsleuten ihre Kunstfertigkeit in andere Länder trugen. Zudem
empörten sich die Hugenotten im Sevennengebirge (von ihrem
Ueberhemde Kamisarden genannt) und leisteten jahrelangen und so
har#tnäckigen Widerstand, daß ihnen zuletzt doch Religionsfreiheit gestattet
werden mußte. Auch trug die Hugenottenverfolgung wesentlich zu dem
Sturze von Ludwigs nützlichstem Bundesgenossen, Jakob II. von Eng-
land, bei.
Füuftes Kapitel.
Zakob II. (1685—1688).
Obwohl Jakob II. Katholik war, folgte er seinem Bruder Karl II.
roch ohne Widerspruch auf dem Throne, und als er erklärte, er werde
die durch das Gesetz begründete Verfassung des Staats und der angli-
kanischen Kirche aufrecht erhalten, sich die Vertheidigung derselben ange-
legen sein lassen und wie er nie etwas von den Gerechtsamen der Krone
vergeben werde, so werde er auch niemals Rechte und Eigenthum an-
derer antasten, gab sich allgemeine Zufriedenheit zu erkennen. Diese
dauerte jedoch nur sehr kurze Zeit; Jakob hörte nicht nur öffentlich Messe,
sondern begab sich mit königlichem Gepränge in die Kirche, als ob er
geflissentlich Aufsehen erregen und den fanatischen Haß gegen den katho-
lischen Gottesdienst entzünden wollte; noch weniger gefiel es, daß er die
wegen Eidweigerung gefangenen Katholiken frei ließ, und daß 1200
Quäker (so nannte das Volk die von einem Schuster Georg For
gestiftete Gesellschaft der „Freunde") die gleiche Gnade erhielten, steigerte