180 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c.
dinien, Mailand und Neapel; die Franchekomté seit Ludwig XI. durch
Burgund und Lothringen von den südlichen Niederlanden getrennt, die
wieder als ein losgerissenes Stück des zerfallenen deutschen Reiches auf
sich selbst verwiesen waren. Die Vertheidigung dieser getrennten Theile
kostete unendlich viel Geld und wurde gegen das centralisierte massenhafte
Frankreich in die Länge doch unmöglich, seitdem die Generalstaaten ab-
gefallen und zum Feinde geworden waren, die deutschen Fürsten aber
den Kaiser bekriegten oder im Stiche ließen und Frankreich in seinen
Eroberungen unterstützten. Unter Philipp IV. (1621—1665) sank
Spanien noch tiefer als unter Philipp III. Sein Minister, der Herzog
von Olivarez, wollte Aragonien und Katalonien wie Kastilien besteuern
und Mannschaft zum Kriegsdienste ausheben; aber diese beriefen sich auf
ihre Privilegien, und als die Regierung Gewalt brauchte, empörten sie sich
und rlefen sogar Frankreich um Hilfe an, ein unerhörter Fall in der spa-
nischen Geschichte. Daraus entstand ein zehnjähriger einheimischer Krieg und
es fehlte nicht viel, so hätte Spanien das Land zwischen dem Ebro und
den Pyrenäen verloren. Gleichzeitig revolutionierte Neapel (Masaniello
1647), das jedoch mit weniger Anstrengung zur Ruhe gebracht wurde;
Portugal hingegen, das zur Ergänzung Spantens so wesentlich noth-
wendige Land, riß sich los und verstärkte die Macht von Spaniens Feinden.
Portugal erringt seine Selbstständigkeit wieder (1640—1668).
Portugal hatte durch Jahrhunderte als eine eigene Monarchie
gelebt, es hatte mit den Mauren auf Leben und Tod gerungen und
Kastiliens Versuch, es mit sich zu vereinigen, siegreich abgeschlagen; es
hatte unter dem Prinzen Heinrich, dem Seefahrer, die Bahn der großen
Entdeckungen und Eroberungen zuerst beschritten und eine prachtvolle
Blüte entwickelt: kein Wunder, wenn die Portugiesen sich als Nation
fühlten und ungerne mit dem sinkenden Spanien vereinigt waren, das
sie mit abwärts zog und sie durch seine unglücklichen Kriege mit den
Holländern und Engländern um ihren Handel und werthvolle Kolonieen
brachte. Die unkriegerische, den Staatsgeschäften abholde spanische
Dynastie verfuhr in Portugal wie in ihren anderen Ländern; sie
regierte Portugal durch spanische Statthalter und Beamte, vermied es,
die Stände zu berufen und legte ohne deren Bewilligung Steuern und
Abgaben auf. Schon längst herrschte durch das ganze Land eine alle
Schichten des Volkes durchdringende Gährung und der Versuch des Mini-
sters Olivarez, den Herzog von Braganza zu verhaften, brachte sie zum
Ausbruche. Lissabon ging (1. Dezember 1640) mit dem Beispiele voran
und überwältigte an einem Tage die Macht der spanischen Regierung;
das ganze Land erhob sich dem Beispiele der Hauptstadt folgend und der
Herzog von Bragan za bestieg als Johann IV. den königlichen Thron.