Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

182 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c. 
Deie ersten Kriegsjahre (1701 - 1704). 
Ludwig hatte sich nicht verrechnet, wenn er auf die Uneinigkeit 
seiner zahlreichen Gegner und auf deutschen Beistand die Hoffnung eines 
endlichen Gelingens baute. Gegen ihn waren der Kaiser und der 
größte Theil des Reiches, England, Holland und Portu- 
gal; zu ihm hielten der Herzog von Wolfenbüttel-Braunschweig 
und der von Gotha (die aber beide entwaffnet wurden), der Kurfürst 
Max Emmanuel von Bayern, der Statthalter der spanischen Nieder- 
lande, welche ihm Ludwig als Lohn versprach, und Joseph Klemens, 
Erzbischof und Kurfürst von Köln, ein bayerischer Prinz, in JItalien 
Herzog Viktor II. Amadeus von Savoyen, sowie der Herzog von 
Mantua. Sachsen war mit Polen beschäftigt und nützte dem Kaiser 
nicht viel; um so eifriger aber zeigten sich Hannover, dem Leopold 
die Kurwürde verliehen, und Brandenburg, dessen Kurfürsten er zum 
König von Preußen erhoben hatte. 
Die Franzosen eröffneten den Kiieg unter dem tüchtigen Feldherrn 
Katinat in Italien und besetzten die ganze Lombardei und den Aus- 
gang der Alpenpässe. Aber Prinz Eugen führte sein Heer über die 
ungangbar geglaubten Felsen des Val Fredda, Hannibal nachahmend, 
als neues Vorbild für Napoleon I. Kanonen und Munitionswagen 
mußten auseinander gelegt und ihre Stücke von den Soldaten getragen 
oder geschleppt werden. Wie eine Wolke kam er durch die Sette Kom- 
muni, jene räthselhaften deutschen Dörfer im wälschen Gebirge, in die 
lombardische Ebene herunter nach Vicenza. Katinat hatte durch den 
Marschall Villeroi Verstärkung, aber auch einen ungeschickten und an- 
maßlichen Mitfeldherrn erhalten; Eugen schlug beide in den Treffen von 
Karpi und Chiari. Er war jedoch zu schwach diese Vortheile mit 
Nachdruck zu verfolgen und als Ludwig den geschickten Marschall Ven- 
dome sandte, konnte er sich nur durch sein überlegenes Feldherrugenie 
in der Lombardel halten und seinen stärkeren Gegner in der blutigen 
Schlacht von Luzzara schlagen (1702). Doch hatte auch dieser Sieg 
keine Folgen; und als Eugen nach Ungarn geschickt wurde, wo Täkölys 
Stiefsohn Franz Rakoczy auf französische Anreizung die Fahne der 
Empörung aufpflanzte, drängte Vendome den Grafen Stahremberg, 
so tüchtig dieser war, doch aus der Lombardei nach Wälschtyrol zurück. 
Unterdessen war auch der Krieg am Oberrhein entbrannt; dort 
kommandierte der alte „Türkenludwig"“ von Baden die schwache 
Reichsarmee, mit welcher er Landau eroberte, das der Mordbrenner 
Melak vertheidigte. An demselben Tage aber (9. September 1702) 
nahm der Kurfürst von Bayern Ulm durch Ueberfall weg und nach 
mehreren mißlungenen Versuchen glückte es dem Marschall Villars
	        
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