184 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c.
daß er sich gefangen gab. Viel hartnäckiger kämpften die Bayern auf
dem anderen Flügel; Eugen mußte seine Leute durch Sumpf und Morast,
über Bäche und Gräben ins Feuer führen und konnte die Bayern nur
mit der äußersten Anstrengung überwältigen. Ueber 15,000 Franzosen
waren in der Schlacht gefallen, ebenso viele wurden mit dem Marschall
Tallard gefangen, Ludwigs Glanz war verblichen. Der Kurfürst entfloh
nach Frankreich, sein Land aber, von Oesterreich besetzt, wurde von
Soldaten und Beamten furchtbar mitgenommen. Da brach die Geduld
des kräftigen Volksstammes; Bauern und Bürger standen auf, verjagten
unter Anführung zweier Studenten, Plinganser und Meindl, die
österreichischen Besatzungen, aber sie unterlagen bei Sendling und
Aitenbach; viele tausend wurden niedergemacht, die gefangenen An-
führer starben durch Henkershand, Bayern wurde mit vierfacher Steuer
belegt. So unklug und ungerecht handelten die kaiserlichen Beamten in
Bayern, daß es fast für die Oesterreicher geworden wäre, was Tyrol
für den bayerischen Kurfürsten.
Schlachten bei Ramillies, Turin, Dudenarde, Malplaquet (1707—1709).
Die Kraft Frankreichs war durch die Höchstädter Niederlage nicht
erschöpft; in Italien behauptete Vendome seine Ueberlegenheit, Villeroi
wurde mit einem zweiten Heere in die Niederlande geschickt und mit
einem dritten stand Villars am Rheine. Dieser siegte über den alten
Markgrafen von Batreuth bei Stollhofen (Ludwig von Baden war
gestorben) und brandschatzte welt und breit, aber Marlborough brachte
in den Niederlanden dem prächtigen Heere, das Villeroi mit muster-
hafter Ungeschicklichkeit geführt hatte, eine furchtbare Schlappe bei; dies
geschah bei Ramillies den 6. Mai 1706 und kostete die Franzosen die
Niederlande. Noch größeres vollbrachte Eugen in Italien; nachdem
Vendome abgerufen war und statt seiner der Herzog von Orleans das
80,000 Mann starke Heer kommandierte, eilte Eugen in einem meister-
hasften Marsche nach Piemont, wo die Franzosen Turin belagerten,
denn der Herzog von Savoyen war schon im Oktober 1703 zu den
Allilerten übergegangen, weil ihm diese mehr versprachen als Ludwig XIV.
Eugen ließ ihnen keine Zeit sich zu besinnen, stürmte ihr festes Lager
und in wenigen Stunden war es in seiner Gewalt, die feindliche Armee
zersprengt, ihr ganzes Geschütz erobert (7. September 1706). Sie
räumten nun Oberitalien vollständig, und Neapel wurde für Oester-
reich durch den Grafen Daun ohne Schwertstreich gewonnen, da die
Einwohner die Spanier und Franzosen gleich sehr haßten. Das fol-
gende Jahr verlief ohne bedeutende Kriegsereignisse, weil die Uneinigkeit
der Alliterten die Thätigkeit der Feldherrn lähmte. Erst 1708 standen
Eugen und Marlborough vereinigt in den Niederlanden und er-