Schweden gegen Dänemark, Polen, Rußland, Brandenburg, Hannover. 201
er sich zur Heimkehr. Nur von dem Obersten Düring begleitet ritt
er fast ohne Unterbrechung in 16 Tagen durch Ungarn, Oesterreich,
Bayern, Pfalz, Hessen, Niedersachsen und Mecklenburg nach Stralsund,
das von dem Feinde belagert wurde. Den 17. Oktober 1714 kam er
in dunkler Nacht dort an.
Schweden gegen Dänemark, Polen, Ruhland, Vrandenburg, Bannover.
Nach der Niederlage bei Pultawa eroberten die Russen Livland,
wo Riga nach heldenmüthiger Gegenwehr fiel, Esthland und Kurland;
dieses behielt der Zar zwar nicht, sondern verheirathete den letzten Herzog
Wilhelm mit seiner Nichte Anna, tödtete ihn aber durch die Nöthigung
zum Trunke. Dann rückte er durch Polen, wo August wieder König war,
von hier nach Pommern, und Dänemark und Polen erneuerten mit dem Za-
ren den früheren Bund zur Beraubung Schwedens. Zwar schloßen der Kai-
ser, England und Holland einen Gegenbund, thaten aber nichts für Schwe-
den. Dieses vertheidigte sich jedoch mit einer Kraft, wie die Geschichte nur
wenige Beispiele aufweist. Die Dänen landeten im südlichen Schweden,
aber der General Stenbockschlug ihr Heer mit dem Aufgebot der Bauern,
die in aller Eile bewaffnet und fast gar nicht eingeübt waren; die Dä-
nen mußten sich so eilig einschiffen, daß sie die Pferde ihrer Reiterei nicht
mitnehmen konnten und deßhalb niederstachen. Dagegen eroberten sie in
Deutschland die schwedischen Herzogthümer Bremen und Verden und ver-
brannten Stade, die Sachsen und Russen bemächtigten sich des schwedischen
Pommernn bis auf Wismar und Stralsund (1712). Nun kam aber der
Dänenbesieger Stenbock mit 16,000 Schweden herüber und schlug das
überlegene dänisch-russisch-sächsische Heer bei Gadebusch in blutiger
Scklacht (20. Dez. 1712), schändete aber seinen Ruhm durch die Ver-
brennung Altonas, dessen 10,000 Einwohner mittellos in den strengen
Winter hinansgetrieben wurden; das sollte die Rache für Stade sein.
Stenbock selbst, der in Schleswig Winterquartier genommen hatte, wurde
eingeschlossen und mußte kapitulieren (in Oldenwoth); er starb in einem
Kerker zu Kopenhagen. Zur Rache für Altona verbrannte der Zar Peter
die schwerisch-pommerischen Stärte Garz und Wolgast! Nun schloß sich
auch Hannover und Brandenburg dem Bunde gegen Schweden an, und
die brandenburgischen Truppen belagerten eben Stralsund, als Karl Xll.
nach seinem Ritte aus der Türkei ankam.
Narls XII. letzte Thaten und Ende (11. Dez. 1718).
Karl hatte früher geäußert, er begreife nicht, wie ein tüchtiger Kom-
mandant anders als durch Hunger zur Uebergabe einer Festung gezwun-
gen werden könne; in Stralsund aber lernte er, daß gegen die Ueber-
macht an Geschütz und Mamnschaft keine Festung haltbar ist. Nachdem