206 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 1c.
ziehen und besetzte die erledigten Stühle mit Bischöfen, indem er sich vor-
behielt, verdienstvolle Männer mit dem Titel eines Erzbischofs und Me-
tropoliten zu schmücken. Die Bischöfe thellte er dann den hohen mili-
tärischen Rangklassen zu und gab ihnen Orden, was um so besser auf
sie wirkte, da die Bischöfe aus den Mönchen genommen wurden, welche
aus den unteren Volksklassen hervorgehen. Den alten Adel theilte er
in 3 Klassen (Fürsten, Grafen, Barone), den Rangadel in 14, von
denen 8 mit dem erblichen, 6 mit dem persönlichen Adel, alle mit Pri-
vilegien verbunden sind, den Bürgerstand in 6 Klassen mit entsprechenden
Privilegien; die Beamten erhielten einen den Militärgraden entsprechen-
den Rang. Seine Bemühungen für die Belebung der Gewerbe und des
Handelsverkehrs setzte er unermüdlich fort bis an sein Lebensende; er legte
Kanäle an, baute Straßen, schloß Handelsverträge, zog Ausländer in das
Reich und gab denselben Gewerbefreiheit und Schutz für ihre Personen
und das erworbene Eigenthum; auch ließ er Bergwerke im Ural und
Sibirien anlegen. Der Eröffnung so vieler neuer Hilfsquellen und sei-
nem verständigen Staatshaushalte verdankte es Peter, daß Rußland den
Schwedenkrieg beendigen konnte, ohne daß eine Staatsschuld entstand.
Peters Familie.
So Gewaltiges that Peter in Krieg und Frieden, durch Waffen
und Gesetze; nichtsdestoweniger blieb er ein Barbar und besonders in
der Trunkenheit und im Jähzorne jeder Unthat fähig. Er hatte seine
erste Gemahlin verstoßen und liebte seinen Sohn Alerei so wenig als
die Mutter desselben. Er ließ ihn fast ohne Erziehung heranwachsen
und behandelte ihn bei jeder Gelegenheit mit liebloser Strenge. Dieser
vergalt mit unkindlicher Kälte und äußerte Unzufriedenheit mit den Neue-
rungen seines Vaters, durch welche derselbe das alte Russenthum um-
gestalten wollte. Peter vermählte ihn mit einer Prinzessin von Braun-
schweig-Wolfenbüttel, aber Alerei behandelte sie roh und zog ihr eine
russische Buhlerin vor. Endlich entfloh er aus Rußland nach Wien und
dann nach Neapel, wurde aber durch verstellte Freunde und falsche Zu-
sicherungen zur Rückkehr bewogen. Der Kaiser erklärte darauf Alereis
Flucht als ein Majestätsverbrechen, enterbte ihn, und als eine Unterfu-
chung herausstellte, daß Alerei dennoch die Thronfolge erlangen wollte,
so ließ er dessen Freunde hinrichten oder sonst hart strafen, den Sohn
aber durch ein Gericht zum Tode verurtheilen. Dieses Urtheil wurde dem
unglücklichen Priuzen angekündigt, welcher darüber so erschrack, daß er
in eine tödtliche Krankheit verfiel. Die ausgesprochene Begnadigung hob
die Folgen des Schreckens nicht mehr, er starb den 7. Juli 1718, nach-
dem er die Verzeihung seines Vaters angesteht und erhalten hatte.
Peter selbst starb am 8. Februar 1725; er hinterließ zwei Töchter,