Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Karl VI. Türkenkrieg. 207 
Anna, die Gemahlin Karl Friedrichs von Holstein-Gottorp, und die 
erst dreizehnjährige Elisabeth, von seinem Sohne Alerei aber einen 
Enkel Peter; von seinem Bruder Iwan stammte Anna, die Wittwe 
des Herzogs von Kurland, und als Enkelin Anna, die Gemahlin An- 
ton Ulrichs von Braunschweig; deren Sohn hieß Iwan. Diese Glieder 
der kaiserlichen Familie waren bald darauf Ursache oder Vorwand von 
Palastrevolutionen, wie solche an den morgenländischen Höfen vorzu- 
kommen pflegen. Auf Peter l. folgte unmittelbar Katharina I., eine 
Livländerin, die zuerst das Weib eines schwedischen Dragoners, dann 
als Kriegsgefangene an den General Tscheremetew, hierauf an den Für- 
sten Menzikow, zuletzt an den Kaiser selbst übergegangen war; Peter 
erhob sie zu seiner Gemahlin und ernannte sie zur Nachfolgerin; sie re- 
gierte aber nur von 1725—1727. 
Zebntes Kapitel. 
Karl VI., der letzte Kaiser aus dem habsburgischen Mannusstamme 
(1711—1740). 
Der glüchliche Cürkenkrieg (1716—1718). Priede von Passarowitz. 
Als der Friede mit Frankreich kaum abgeschlossen war und der nor- 
dische Krieg noch fortdauerte, griffen die Türken Ungarn an, welches 
sie für die Behauptung ihrer Provinzen jenseits des Balkans mit Recht 
für unentbehrlich hielten. Ihr Muth war gewaltig gewachsen, weil es 
ihnen (1715) gelungen war, den Venetianernn Morea und alle Be- 
sitzungen auf dem griechischen Festlande zu entreißen. Aber Prinz Eugen 
schlug am 5. August 1716 bei Peterwardein 180,000 Türken, er- 
oberte im folgenden Jahre die wichtige Festung Temeswar, schlug die 
Türken in der blutigen Schlacht bei Belgrad und erwarb dieses Boll- 
werk Ungarns wieder. Im Jahre 1521 hatte Sultan Solyman Bel- 
grad erobert; dasselbe hieß bei den Türken Darol Dschihad, Haus des 
heiligen Krieges, weil es ihr Hauptwaffenplatz gegen die abendländische 
Christenheit und die Zwingburg für die Christen in Serbien und Bos- 
nien war. 1688 hatte Kurfürst Mar Emmanuel von Bayern Belgrad 
erstürmt, aber schon 1690 fiel es wieder in die Hände der Türken. 
Eugen belagerte die Festung und sie ergab sich, als er die 150,000 Tür- 
ken, welche zum Entsage anstürmten, am 16. August bis zur Vernichtung 
geschlagen hatte. Den 21. Juli 1718 schloß der Kaiser unter Vermitt- 
lung Englands und Hollands, aber gegen Eugens Rath, den Frieden von 
Passarowitz, in welchem die Pforte das Banat, die Walachei bis 
an die Aluta, Belgrad nebst einem Stücke von Serbien und Bosnien abtrat.
	        
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