Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

220 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c. 
sich deßwegen sogar dazu, der Mätresse des lasterhaften Ludwig XV., 
der berüchtigten Pompadour, eigenhändig zu schreiben und sie ihre 
Base zu nennen. Aber Frankreich war auch die stärkste Landmacht, und 
wenn es zu Preußen hielt, wie es seine natürliche Politik verlangte, so 
durfte Maria Theresia an die Eroberung Schlesiens nicht ernstlich denken. 
Als Preis seiner Allianz hoffte Frankreich die österreichischen Nieder- 
lande mit Ausnahme Luremburgs zu erwerben, Sachsen sollte Magde- 
burg, Polen Preußen, Rußland Semgallen und Kurland erhalten, Schwe- 
den aber Vorpommern. Sachsen und Polen waren noch nicht vollständig in 
diesen Traktat von Versailles eingeweiht, Elisabeth von Ruß- 
land hingegen, ein schändlich ausschweifendes Weib, folgte ihrem Hasse 
gegen Friedrich, der sie durch beißende Bemerkungen über ihre Lebens- 
weise geärgert hatte. Die süddeutschen Höfe wurden durch französisches 
Geld gewonnen. Bevor sich aber die Wolken des von allen Seiten 
heranziehenden Ungewitters gesammelt hatten, und ehe die Armeen schlag- 
fertig aufgestellt waren, brach Friedrich los; denn von den Planen seiner 
Feinde war er durch bestochene Sekretäre genau unterrichtet. Er konnte 
nicht abwarten, bis seine Feinde sich gerüstet haben; denn wie sollte er 
mit 70,000 Preußen den österreichischen, französischen, russischen, sächsi- 
schen und schwedischen Heeren widerstehen können? Friedrichs Plan 
war einfach: Sachsen mit Güte oder Gewalt für sich zu gewinnen, 
das ungerüstete Oesterreich zu überfallen, sich durch einige Schlachten 
den Weg nach Wien zu öffnen und die Kaiserin zum Frieden zu zwingen. 
War dies gelungen, so glaubte er die Hauptsache gethan, zumal in 
Frankreich und Rußland nur die gerade vorherrschenden Hofpartelen den 
Krieg mit Preußen wollten, nicht die tüchtigsten Staatsmänner. 
Das Bündniß Frankreichs mit Oesterreich führte zu einem englischen 
Bündnisse mit Preußen, denn England war mit Frankreich wegen der 
Gränzen in Nordamerika zerfallen und befolgte damals den Grundsatz 
Frankreich auf dem Festlande durch Bundesgenossen zu bekämpfen und 
dadurch an der Verwendung seiner vollen Kraft gegen England zu ver- 
hindern. 
Triedrich nimmt Sachsen weg (Perbst 1756). 
Ohne eine Kriegserklärung überfiel Friedrich im August Sachsen 
und besetzte außer dem Königssteine das ganze Land. Die 17,000 Sach- 
sen, welche sich bei Pirna verschanzt hatten, schloß er ein und zwang 
sie zur Uebergabe, als das österreichische Heer unter Brown durch die 
Schlacht von Lowosiz (1. Oktober) zurückgetrieben war. Die sächsischen 
Soldaten steckte Friedrich unter sein Heer und rekrutierte überdies noch in 
Sachsen; das ganze Land ließ er preußisch verwalten oder vielmehr aus- 
beuten, denn er nahm es, wie er sich ausdrückte, in depöt (Verwahrung).
	        
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