Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

222 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c. 
unter dem Prinzen Soubise voll Zuversicht in Sachsen einrückten; die 
einzige Sorge war, der König möchte ihnen gar nicht Stand halten. 
Dieser war bei Roßbach, unfern Leipzig, gelagert; die Feinde um- 
zogen ihn im Halbkreise; die Preußen regten sich nicht und schienen vom 
Schrecken gefesselt. Als aber die Franzosen sich in der besten Laune be- 
fanden, stürmte plötzlich der General Seidliz mit seiner Reiterei auf sie 
ein und sprengte sie auseinander, so daß das nacheilende Fußvolk fast 
nichts zu thun hatte als Gefangene zu machen; dies Schicksal traf 10,000 
Franzosen; die ganze Schlacht soll die Preußen nur 160 Mann gekostet 
haben. Ueber diesen Sieg (5. November) frohlockte ganz Deutschland, 
weil sich der stolze Nationalfeind so entsetzlich lächerlich gemacht hatte. 
Von Roßbach wandte sich Friedrich nach Schlesien; dort waren die 
Oesterreicher vorgedrungen und hatten den General Winterfeld, des 
Königs Liebling, bei Moys geschlagen und getödtet; die wichtige Fe- 
stung Schweidniz und die Hauptstadt Breslau waren in ihre Hände ge- 
fallen. Er schlug sie bei Leuthen den 5. Dezember in der glänzendsten 
Schlacht des ganzen Krieges; 21,000 Oesterreicher wurden gefangen, und 
als sich auch Breslau mit 17,000 Mann ergab, konnte Friedrich seine 
Gefangenen kaum mehr bewachen und ernähren. Nach der Schlacht bei 
Leuthen legte der Herzog Karl von Lothringen endlich das Kommando 
nieder, für ihn trat Gideon Laudon ein, ein Livländer, den Friedrich 
wegen seines häßlichen Gesichtes nicht in Dienst genommen hatte. 
Schlachten bei Krefeld, Zorndorf, Bochkirch, Minden, Ray, Runnersdorf, Tandehut, 
Tiegniz, Torgau (1758—1762). 
Der große Sieg bei Leuthen gab dem Könige nur kurze Erholung; 
bald drängten ihn die Feinre von allen Seiten, wobei sie aber äußerst 
vorsichtig zu Werke gingen wie Jäger, welche den Löwen angreifen. 
Im Westen rückten die Franzosen vor, wurden aber von dem Herzog 
von Braunschweig bei Krefeld geschlagen; sie gewannen zwar später 
noch einzelne Gefechte, erwarben jedoch in diesem Kriege keinen Ruhm, 
und die meisten ihrer Feldherren machten sich durch Erpressung und 
Lüderlichkeit berüchtigt. Gefährlicher waren die Russen; während der 
Krankheit der Kaiserin, die tödtlich schien, hatte ihr Kanzler Bestuchef 
die russische Armee zurückgezogen, weil er sich bei dem Thronerben Pe- 
ter, der Preußeufreund war, beliebt machen wollte. Dafür wanderte 
er nach der Genesung der Kaiserin nach Sibirien, und die russische Ar- 
mee rückte unter Fermor wieder in der Provinz Preußen vor; die 
Städte mußten der russischen Kaiserin huldigen, wodurch sich schon da- 
mals die russische Politik verrieth. Dann gingen die Russen über die 
Oder und drangen verwüstend in das Herz der preußischen Länder. 
Küstrin schoßen sie in Brand, aber die Festung ergab sich doch nicht.
	        
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