Der schwedische Krieg. 233
die „Mützen“, verkaufte sich an Rußland. Beim Ausbruch des öster-
reichischen Erbfolgekrieges wollte Frankreich Maria Theresias Bundes-
genossin, Elisabeth von Rußland, durch Schweden beschäftigen und die
„Hüte“ setzten im Reichstag eine Kriegserklärung gegen Rußland durch
(1741). Da sie aber die Subsidiengelder unter sich vertheilten und
Heer und Flotte verwahrlost hatten, so nahm der Krieg für Schweden
einen schmählichen Verlauf. Die Schweden wurden bei Wilmanstrand
in Finnland geschlagen und in Helsingfors eingeschlossen; sie durften
daher froh sein, als ihnen Elisabeth gegen die Abtretung Finnlands bis.
an den Fluß Kymene den Frieden gab (1742). Unter Adolf Fried-
rich (1757 bis 1771), einem redlichen aber schwachen Manne, beschränkte
der Adel die Rechte der Krone noch mehr; er mischte sich jetzt auch in
die Angelegenheiten des königlichen Hauses und gab dem Reichsrathe das
Recht, unter seine Beschlüsse die Unterschrift des Königs zu setzen, wenn
dieser seine Zustimmung zweimal verweigert hatte. Ein Versuch der
b„Mützen", die Gegenpartei durch die Hebung der Königsmacht zu stür-
zen, mißlang gänzlich und verschaffte den „Hüten“ einen vollständigen
Sieg. Diese ließen darauf Schweden auch an dem siebenjährigen Kriege
Antheil nehmen, aber einen so traurigen und schädlichen, daß die „Hüte“
durch die „Mützen“ gestürzt werden konnten. Diese Partei tyrannisierte
alsdann König und Land im russischen Interesse, bis der König erklärte,
er wolle die Krone niederlegen. Da eine Revolution von Seite der
Bauern und Bürger die augenblickliche Folge gewesen wäre, so willigte
der Adel in die Berufung eines Reichstages; dieser setzte zwar die un-
geberdigsten Reichsräthe ab und gab dem Könige etwas Ansehen, im
allgemeinen aber wurde es um nichts besser.
Auf Adolf Friedrich folgte sein Sohn Gusteav III. (1771), der als
Kronprinz glänzende Hoffnungen erregt hatte. Er war geistreich, verschla-
gen und kühn; er wollte ein großer Mann werden wie Gustav Adolf oder
Friedrich von Preußen. Wie letzterer war auch er ein Freund der Fran-
zosen, ein Gönner der Künste und Wissenschaften, ein Philosoph, der es
mit der Wahrheit und dem Rechte nicht gar zu genau nahm. Als er
nach seines Vaters Tod von seiner Reise zurückkam, die er mit uner-
hörtem Aufwande und Aufsehen unternommen hatte, ließ er sich mit
einem Pompe krönen, der beinahe so viel als ein Feldzug kostete, be-
schwor die Verfassung und beruhigte „Hüte“ und „Mützen“ wegen des
Verdachts, als ob er etwas gegen die Oligarchie im Schilde führe. Un-
terdessen aber machte er sich bei Bauern und Bürgern durch leutseliges
Benehmen populär, fesselte die jungen Offiziere an seine Person und
suchte die gemeinen Soldaten durch die hergebrachten Künste für seine
Person zu gewinnen. Ein Offizier in Christianstadt gab das Signal
zum Aufstande gegen den Reichsrath, indem er demselben den Gehorsam