236 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c.
nahme an dem Kriege gegen Gustav III. reizen, legte jeroch, von Preußen
und England bewogen, die Waffen alsbald wieder bei Seite. Fried-
rich IV. (1700—1730) ahmte zwar auch die Franzosen nach, wirth-
schaftete aber dennoch erträglich gut und machte sein Land nicht arm.
Sein Nachfolger Christian VI. (1730—1746) war sehr religiös und
verbot Schauspiele, Opern, Maskeraden u. dgl.; er baute das prächtige
Schloß in Kopenhagen und da er vom Staatshaushalte nichts verstand,
so gerieth Dänemark durch seine Regierung in Schulden. Friedrich V.
(1746 bis 1766) gründete Akademieen, unterstützte Gelehrte und Künst-
ler, Schauspiele und Opern, errichtete prächtige Gebäude und wird als
der dänische Augustus gepriesen. Christian VII. (1766—1808) war
ein schwacher Fürst; auch er machte eine große Reise durch Europa, die
so viel kostete, daß eine allgemeine Kopfsteuer eingeführt werden mußte,
von der sogar die Dienstboten nicht frei waren, und kehrte an Seele und
Lelb zerrüttet nach Dänemark zurück. Sein Leibarzt Struensee (ein
Predigerssohn aus Halle) wurde aus seinem Lieblinge allmählig
Rath, Minister und Reichsgraf und regierte Dänemark. Er war ein
Philosoph aus der französischen Schule und reformierte in diesem Sinne
das ihm fremde Land. Der adelige Staatsrath wurde aufge hoben, Gleich-
heit vor den Gerichten eingeführt, der Rechtsgang beschleunigt; die hohen
Besoldungen wurden herabgesetzt und die niederen erhöht, Monopole,
Zünfte und Innungen beseitigt und selbst Preßfreiheit gegeben. Seine
Philosophie erlaubte es ihm natürlich nicht, den kirchlichen Boden mit
seinen Reformationen unberührt zu lassen; er gestattete die Ehe unter
Geschwisterkindern, schaffte die harten Strafen auf Unzuchtsvergehen ab,
duldete schlechte Häuser, hob die dritten Feiertage auf, verbot das Be-
gräbniß innerhalb der Städte und gebot die Todten Nachts zu beerdigen.
In seinem reformatorischen Eifer beschenkte er Dänemark mit einer wah-
ren Fluth von Erlassen, und zwar in deutscher Sprache, da er die dä-
nische nicht verstand und sie verachtete. Seine Herrschaft dauerte etwas.
über zwei Jahre; der dänische Adel haßte ihn tödtlich, die Geistlichkeit
war gegen ihn ergrimmt, die Bürger hatte er durch die Aufhebung der
Zünfte erbittert und alle Dänen kränkte es, daß ein Ausländer Däne-
mark beherrschte, daß die Nationalsprache verachtet wurde und fortwäh-
rend Deutsche zu Aemtern gelangten. Zugleich wurde unter dem Volke
verbreitet, die Königin Karoline Mathilde, eine englische Prinzessin, stehe
mit dem Minister in einem ehrenrührigen Verhältnisse. Struensee wurde
allein von dem Könige und der Königin gehalten; er konnte demnach
auch nur durch eine Hofrevolution gestürzt werden. Diese bewirkten die
königliche Stiefmutter Juliane Marie, eine braunschweigische Prinzessin,
ihr 18jähriger Sohn Friedrich, der Kabinetssekretär Guldberg, General
Ranzan-Aschberg, der wegen Veruntreuung entlassene Kriegskommissär