Kaiser Josef II. 239
als die Russen; sie nahmen den rühmlichsten Antheil an den Schlachten
bei Fokschani und am Flusse Rimnik, und erfochten auch, von den
Russen getrennt, manchen Vortheil. Im Winter erstürmte Suwarow
den 22. Dezember 1790 die Festung Ismail, wo der russische Verlust
vor den Mauem der Stadt durch die Niedermetzlung von 40,000 Men-
schen gerächt wurde. Das Kommando über das österreichische Hauptheer
hatte der Kaiser endlich dem alten Helden Laudon übergeben, welcher
dem Kriege auch sogleich eine andere Gestalt gab. Er eroberte Neugra-
diska und nach einer denkwürdigen Belagerung die Festung Belgrad,
warf auch die Türken bis hinter Nissa zurück. Friedensunterhandlungen
setzten seinen Fortschritten ein Ziel, und Josefs II. Nachfolger, Leo-
pold II., gab im Frieden von Szistowa (4. August 1791) Belgrad
wieder zurück, weil die im Westen drohenden Gefahren den Frieden im
Osten wünschbar machten. Die Russen machten unterdessen keine bedeu-
tenden Fortschritte; Katharinas Hülfsquellen waren erschöpft, mehr durch
die unsinnige Verschwendung Potemkins und die untreue Verwaltung als
durch den Krieg selbst; zurem drohten Preußen und die Seemächte und,
was am meisten wirkte, Polen hatte sich zu seiner Rettung aufgerafft,
darum begnügte sich Katharina im Frieden von Jassy (1792) mit
der Abtretung Otschakows und dem Dniester als Gränze.
Fünsfzehntes Kapitel.
aiser Josef II. (1765—1790). Der einjährige Rrieg (1778). Der Türstenbund
(1785). Der Türkenkrieg (1787—1792). olländischer Streit 1781—1785).
Nach dem Tode seines Vaters Franz I. wurde Josef 1765 zum
Kaiser gewählt und von seiner Mutter als Mitregent angenommen; sie be-
hielt jedoch die Alleinherrschaft und überließ ihrem Sohne nur das Kriegs-
wesen. Joseph war aber nicht so leicht zufrieden gestellt wie sein Vater, und
mischte sich überall ein; die Theilung Polens ist, so weit Oesterreich mit-
wirkte, wie oben gesagt worden, sein Werk, und auch bei Maria Theresias
Verfügungen in kirchlichen Angelegenheiten ist Josefs Einfluß merkbar.
Als 1777 Mar Josef von Bayern kinderlos starb, überredete Joseph
dessen nächsten Erben, den Pfälzer Karl Theodor, der keine rechtmäßigen
Nachkommen hatte, ihm Niederbayern, die Oberpfalz und die Herrschaft
Mindelheim abzutreten. Aber Friedrich II. bewog den zweiten Erben, Karl
von Pfalz-Zweibrücken, gegen diese Konvention bei dem Reichs-
tage Protest einzulegen, und als dies nichts half, rückte er mit einem
Heere in Böhmen ein, räumte es jedoch ziemlich bald wieder. Dieser
Krieg (1778 bis 1779) wird der bayerische Erbfolgekrieg oder ein-
jährige Krieg (scherzweise der Kartoffelkrieg) genannt; Waffenthaten weist