16 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
da sich die „hellen Haufen“ iummer mehrten, glaubten sie sich Herr und
Meister im Reiche. Viele große und kleine Herren verglichen sich mit
den Bauern, z. B. Baden, Speyer, Pfalz, manche Städte machten es
ebenso und lieferten Provrfant und Geld, wieder andere hielten die
Bauern mit Versprechungen und Unterhandlungen hin; ihnen Wort zu
halten gedachte man um so weniger, weil die Bauern selbst keinen Ver-
trag achteten; man brauchte also nur zuzuwarten, bis sie den Vertrag
brachen, um seinerseits jeder eingegangenen Verpflichtung los zu werden.
Die Bauern blieben ein wüster, ungeordneter Haufe, der von Treu und
Glauben so wenig wissen wollte, als er sich kriegerische Ordnung und
Befehl gefallen ließ. Auch auf Luther hörten sie nicht; im Mai 1525
erließ dieser seine „Ermahnung zum Frieden“, in welcher er auf die
Bischöfe und Fürsten, welche „das Evangelium“ auf ihrem Gebiete nicht
predigen lassen wollten, entsetzlich loszog, aber die Bauern doch auffor-
derte, alle Rotterei zu unterlassen, weil der Christ sich nicht empören
dürfe, die Obrigkeit möge ihn noch so sehr unterdrücken. Dieser lei-
dende Gehorsam war aber nicht nach dem Geschmacke der bewaffneten
Massen, und noch weniger kehrten sie sich daran, ob ihre Herrschaft das
Evangelium predigen lasse oder nicht. Die Strafe ihres Unwesens traf
sie jedoch im Laufe des Sommers 1525. Der schon genannte Thomas
Münzer spielte in Thüringen und Sachsen die Hauptrolle; in der
Reichsstadt Mühlhausen hatten bereits 1523 zwei entlaufene Mönche
den Rath durch einen Volksaufstand gestürzt und 53 Artikel aufgestellt;
im August 1524 kam Münzer in die Stadt und vertrieb „die Ehrbar-
keit" (die vornehmeren Bürger). Da sollte nun ein Reich der Heiligen
mit Gütergemeinschaft und ohne Obrigkeit (die bestehende war zum
Todtschlagen verurtheilt) errichtet werden. Von Mühlhausen verbreitete
sich der Aufstand unter die Bauern und da ging es über Klöster und
Edelleute los, bis die sächsischen Fürsten, Philipp von Hessen,
der Herzog von Braunschwelg u. s. w. mit Geschütz und Reiterei
heranzogen. Den 15. Mai trafen sie Münzer und dessen Bauern bei
Frankenhausen. Auf den Fahnen der Aufrührer war ein Regen-
bogen gemalt, und da einige Tage vorher sich ein Regenbogen gezeigt
hatte, glaubten die Bethörten an die Wunder und Zeichen, welche Münzer
verheißen hatte. Allein die Kanonenkugeln schlugen in die Reihen, die
Reiterei sprengte sie auseinander und metzelte von 8000 etwa 5000 nie-
der. Münzer floh nach Frankenhausen und versteckte sich in eine Dach-
kammer, wo ihn ein plündernder Söldner fand; er wurde nach Mühl-
hausen abgeführt, gefoltert und dann mit 24 andern geköpft. Ungefähr zu
derselben Zeit trieb der Hauptmann des schwäbischen Bundes, der Frei-
herr Truchseß Georg von Waldburg, die schwäbischen und fränki-
schen Bauern zu Paaren; er schlug sie bei Leipheim, Böblingen,