278 Zeitalter der Revolution.
der unterliegenden politischen und religlösen Partei in den nordamerika-
nischen Wäldern Schutz vor dem Drucke in der Heimath suchten. Die
kaloinistisch strengen, republikanisch gesiunten Puritaner (von den Nord-
amerikanern vorzugsweise die „Pilgrimväter" genannt) wandten sich
hauptsächlich nach Neuengland, die ihnen abholden Royalisten und Hoch-
kirchlichen nach Virginien; 1632 gründete der katholische Lord Balti-
more Maryland und öffnete dadurch den englischen Katholiken ein Asyl,
1682 der Quäker William Penn Pennsylvanien, wo er unbedingte
Religionsfreihelt gestattete, welche Toleranz in den puritanischen Kolo-
nieen damals noch keine Regel ohne Ausnahme war. Die am Meer
gelegenen Städte blühten ziemlich rasch auf, namentlich durch den Ver-
kehr mit den Flibustiern (Abenteurern aus allen Nationen, welche sich
auf einigen der kleinern westindischen Inseln festgesetzt hatten und beson-
ders von 1625—1690 gegen die spanischen Schiffe und Kolonieen einen
großartigen Räuberkrieg führten), während neue Ansiedler tiefer in das
Dickicht der Urwälder drangen und sich in Lichtungen anbauten. Zu
diesem Zwecke brannten sie entweder ganze Waldstrecken nieder oder sie
schälten die Baumstämme, daß sie verdorrten, oder sie schlugen sie mit
der Art nieder, um durch die Verminderung des Schattens und der
Traufe luftigere und trockenere Räume zu gewinnen, auf denen sie an-
fangs nur Mats bauten, weil die gewöhnlichen Halmfrüchte in dem fetten
Waldboden zu mastig wurden, oder das Vieh weideten, wenn dasselbe
nicht im Urwalde oder in den Prairieen seine Nahrung suchte. Die
Wohnung der Ansiedler war ein sogenanntes Blockhaus, aus rohbehaue-
nen Baumstämmen zusammengefügt, die Ritzen mit Moos verstopft, sein
Fußboden die hartgetretene Erde. Eine solche Ansiedlerfamilie war fast
gänzlich auf sich selbst angewiesen; Mutter und Töchter besorgten nicht
nur die innere Haushaltung, sondern spannen, woben und verfertigten
Kleider, bereiteten Seife, Lichter und anderes dergleichen, während der
Vater und die kräftigen Söhne den Acker bauten oder Waldbäume nie-
derschlugen oder sich auf der Jagd im Urwalde zu sicher treffenden Büch-
senschützen ausbildeten. Diese Fertigkeit kam den Kolonisten in dem
Kampfe mit den ebenso grausamen als listigen Indianern trefflich zu
statten; denn diese waren gegen die weißen Eindringlinge, welche ihnen
die Jagdgründe ihrer Väter raubten und sie weiter und weiter in das
Innere trieben, ingrimmig erbittert. Aber was vermochten die armen
mit Bogen und Keule bewaffneten indianischen Jäger gegen das Feuer-
gewehr der Weißen, gegen deren überlegene physische Kraft, Ausdauer,
Klugheit und rücksichtslose Ansprüche Das Vordringen der englischen
Kolonisatlon in Nordamerika bezeichnet deßwegen auch ein fortwährendes
Vertrelben und Vernichten der Indianer, die in England keinen Las
Kasas fanden, der ihre Sache vor dem Throne vertreten hätte; über-