Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

20 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
gerung von Marseille mußte nach großem Verluste aufgehoben werden. 
Dagegen erschien nun Franz mit einem Heere in Italien, wie dieses seit 
Barbarossas Zeit keines mehr gesehen hatte, und belagerte (seit Ende 
Oktobers) Pavia, welches der Spanier Antonio de Leyva mit 
ebenso viel Geschicklichkeit als Ausdauer vertheidigte. Das kaiserliche 
Heer bestand aus Italienern und Spaniern unter Peskara und Vasto 
(zwei Brüder aus dem Heldengeschlecht der Avalos) und 15,000 
Landsknechten, welche Georg von Frundsberg in Eilmärschen aus Süd- 
deutschland, von dem Schauplatze des Bauernkrieges, herbeigeführt hatte. 
Es litt Mangel an Lebensmitteln und die Feldherren hatten kein Geld, 
um die Sold heischenden Schaaren zu befriedigen, die auseinander zu 
laufen drohten. Darum beschlossen sie dem viel stärkeren feindlichen 
Heere eine Schlacht zu liefern. Letzteres bestand aus den schwarzen 
Banden, einem gefürchteten Fußvolke aus Norddeutschland unter dem 
Herzog von Suffolk, und 12,000 Schweizern, die von erfahrenen 
Hauptleuten angeführt wurden. Das französische Fußvolk stand unter 
Franzens Schwager, dem Herzog von Alengon, die treffliche Reiterei 
befehligte der König selbst; um ihn waren die erprobtesten und vor- 
nehmsten Feldherren Frankreichs: die Marschälle Chabanes, Bonni- 
vet, la Tremoullle, de Foir, der Herzog von Lothringen, der 
Graf de Tonnerre; das Geschütz kommandierte de Genonillak, 
der bei Marignano den Ausschlag gegeben hatte. Durch den großen 
Thiergarten, der mit einer Mauer umgeben war, in welche Frundsberg 
nachts eine 60 Schritte breite Oeffnung hatte brechen lassen, drangen 
die Katserlichen unter Frundsberg gegen das französische Lager vor (24. 
Februar 1525). Aber schnell richtete Genouillak das Geschütz auf diese 
Stelle, und die Schlacht hätte wohl eine andere Wendung bekommen, 
wenn sich der König nicht zwischen das Geschütz und den Feind gewor- 
fen hätte. Nun entbrannte ein heißer Kampf auf allen Punkten; die 
Landsknechte stachen die 7000 Schwarzen nieder, griffen dann den linken 
französischen Flügel an und vernichteten auch diesen. Das Mitteltreffen, 
die französische Reiterei und die Schweizer, fochten unterdessen mit 
glänzender Tapferkeit, versprengten die Italiener, und kaum vermochte 
Peskara mit den Spaniern Stand zu halten; da kamen ihm 1500 spa- 
nische Büchsenschützen zu Hilfe, welche auf die französische Reiterei ein 
furchtbares Feuer eröffneten, das viele der Tapfersten niederstreckte, die 
andern aber in wilde Flucht jagte. Untermischt mit den verfolgenden 
feindlichen Reitern stürzten sie auf die fechtenden Schweizer, und als 
auch die Landsknechte herbeirückten, flohen die Schweizer trotz der Bitten 
ihrer Anführer, von denen die meisten den Tod suchten und fanden, da 
sie diese neue Schmach des schweizerischen Kriegsruhmes nicht überleben 
wollten. Um den König selbst schaarten sich die Edelsten und kämpften
	        
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