Der Konvent und die Parteien. 317
neuerte sich der Aufstand noch gewaltiger; es mangelte in Paris an
Brot, die Assignaten, deren für mehr als 40,000 Millionen Stücke aus-
gegeben waren, hatten allen Kredit verloren, es fehlten Arbeit und Ver-
dienst, daber gab die Noth dem Aufstand einen sehr gefährlichen Cha-
rakter. Der Pöbel bedrohte den Konvent und verlangte die Freilassung
der Patrioten, die Konstitution von 1793 und Brot. Die Stadtbürger
jedoch eilten dem Konvent zu Hilfe, Pichegru, der gerade in Paris
war, führte einiges Militär herbei und zerstreute das Gesindel. Die
großen Verbrecher wurden nach Kayenne deportiert und abermals einige
Schreckensmänner, die an dem Aufstande Theil genommen hatten, durch
die Guillotine unschädlich gemacht. So leichten Kaufs wollte jedoch der
Pöbel seine Hersschaft nicht abtreten und es gab noch genug Männer,
welche den gemäßigteren Theil des Konvents zu stürzen und ihre Herr-
schaft gerade so zu gründen hofften, wie es Danton und Robespierre
gethan hatten. Am 20. Matl entsandten St. Antoine und Marceau
30,000 ihrer Bewohner; der Konvent wurde überrascht und umringt;
von morgens 7 Uhr bis nachts 2 Uhr war er der Gnade der Vor-
städter überlassen. Diese drangen in den Sitzungssal, ermordeten den
Deputierten Feraud und steckten sein Haupt auf eine Picke. Sie ver-
langten dasselbe wie am 1. April; lange widerstand die gemäßigte
Partei, mußte aber zuletzt ihr Heil in der Flucht suchen. Nun bemäch-
tigten sich die jakobinisch gesinnten Deputierten der Bureaur und dekre-
tierten nach dem Willen „des Volkes“. Die Freude dauerte aber nur
kurze Zeit; die städtischen Sektionen und Militär zogen heran und
jagten die Vorstädter mit den willfährigen Deputierten auseinander.
Die gefährlichsten von diesen wurden festgenommen und guillotiniert,
wenn sie sich nicht selbst ermordeten; dasselbe Schicksal traf einige
Hauptleute der Vorstädter. Die revolutionären Ausschüsse, die Feuer-
herde der Aufstände, wurden aufgehoben, die Vorstädte entwaffnet und
so nahm die Pöbelherrschaft ein unfreiwilliges Ende; die Jakobiner=
mützen verschwanden, seitdem eine solche rothe Kopfbedeckung den Kopf
selbst in Gefahr brachte. Im August gab nun der Konvent dem Lande
eine neue Verfassung, die dritte seit sechs Jahren, und ließ sie in
den Urversammlungen annehmen. Gemäß dieser Verfassung kam die voll-
ziehende Gewalt einem Direktorium von fünf Männern, die gesetz-
gebende aber einem Rathe der Alten von 250 und dem Rathe der
Fünfhundert zu;z eine Klausel bestimmte, daß zwei Drittheile der bei-
den Räthe aus den Mitgliedern des Konvents zu wählen seien; zugleich
ernannte er die fünf Direktoren, lauter Männer, die für den Tod des
Königs gestimmt hatten. Die Departements und die Heere ließen es
sich gefallen, die Bürgerschaft von Paris dagegen wollte keine Fortsetzung
des Konvents, sondern einen Schritt weiter zur Monarchie zurück. Die