322 Zeitalter der Revolution.
Graubündten, das ihnen Glelchberechtigung mit den 3 Bünden versagt
hatte, losrissen, eine cizalpinische Republik bildete (9. Juli), welche
als Uniform die französische Verfassung anzog und ihre Direktoren von
Bonaparte erhielt. Auch das aristokratische Genug wurde demokratisch
gemacht, gebrandschatzt, in eine der französischen nachgebildete Verfassung
gesteckt und ligurische Republik genannt (15. Aug.). An Frank-
reich wurde das ganze linke Rheinufer abgetreten; die zu Schaden ge-
kommenen Fürsten sollten auf dem rechten Rheinufer Ersatz finden, in
der Weise, wie z. B. der Herzog von Modena für sein entrissenes Länd-
chen Freiburg im Breisgau erhielt. Diese Entschädigungsforderungen
sô wie der definitive Frieden der Republik mit dem preisgegebenen deut-
schen Reiche sollten auf einem Kongresse zu Rastatt reguliert wer-
den, wo sich alsbald französische Gesandte einstellten, bei denen deutsche
Fürsten und Herren um Abteien und Reichsstädte bettelten und jene
klingenden Künste anwandten, durch die sie die nützliche Gunst der
„Bürgerkommissäre“ zu erwerben hofften.
Neuntes Kapitel.
Polen zum zweiten- und drittenmale von den drei Mächten getheilt (1795).
Venedig sank ruhmlos zusammen, durch französische Machtworte ent-
waffnet; eine andere Republik, die des polnischen Adels, war kaum vor-
her nach ritterlichem Kampfe der vereinten Macht der drei Adler unter-
legen. Die Polen hatten sich von der Betäubung, in welche sie durch
den Gewaltstreich von 1774 versetzt worden, erholt, und als Katharina
und Josef mit den Türken einen Krieg führten, der ihre Kräfte gegen
alle Erwartung erschöpfte, glaubten die Besseren der Nation die Zeit
zur Wiederherstellung des Vaterlandes sei gekommen, um so mehr als
Preußen insgeheim und öffentlich die ermunterndsten Verheißungen machte.
Ein Reichstag in Warschau (Herbst 1788), der sich aber Konfs-
deration nannte, damit ihn kein russisches liberum veto unwirksam
mache, beschloß die Verstärkung des Heeres auf 60,000 Mann, ver-
wahrte sich gegen die Beschränkung seines gesetzgebenden Rechtes, wies
das von Katharina angetragene Bündniß gegen die Türkei zurück und
drohte mit dem allgemeinen Aufgebote, falls die russischen Truppen nicht
aus dem polnischen Gebiete weggezogen würden. Preußen versprach
feierlich die Unabhängigkeit Polens in der Anordnung seiner einheimischen
Angelegenheiten zu schirmen und Katharina, die mit Schweden und der
Türkei vollauf zu thun hatte und keinen polnischen Krieg brauchen konnte,
zog ihre Truppen zurück. Auch an die Umgestaltung der Verfassung