Die Plünderung der Schweiz. 325
schen, bewaffnete Vertheidiger, Unbewaffnete, Weiber und Kinder um-
brachten. Die Hauptstadt ergab sich, die einzelnen Schaaren zerstreuten
sich oder wurden entwaffnet, die Mächte konnten über das Schicksal
Polens frei schalten. Zu diesen hatte sich zuletzt auch Oesterreich gesellt
und den 24. Oktober 1795 wurde der Theilungsvertrag bekannt gemacht,
das Geschäft selbst war schon in den ersten Monaten des Jahres vorge-
nommen worden. Preußen erhielt zu seinem früheren Beutestücke 900
OMeilen mit 1 Million Einwohnern, Oesterreich 800 □ Meilen mit
1 Million, Rußland über 2000 □ Meilen mit 1½§ Million Einwohnern;
im Ganzen Rußland 9000, Preußen 2700, Oesterreich 2200 □ Meilen,
mit 6 Millionen, mit 3 Millionen und 4 Millionen Menschen. Im
Laufe der Zeit ist es Rußland gelungen, seinen ehemaligen Bundesge-
nossen die wichtigsten polnischen Antheile abzugewinnen, so daß nun das
russische Polen zwischen Oesterreich und Preußen in das Herz Europas
hereinragt. Ueber 15,000 Polen, Offiziere und gemeine Soldaten, wan-
derten aus, in Medaillen und Amuleten etwas von dem vaterländischen
Boden auf der Brust tragend; dlese Schaar, welche General Dom-
browsky führte, ergänzte sich immer wieder und focht bis 1815 mit
den Franzosen, von denen Polen seine Wiederherstellung erwartete.
Katharina II. nahm darauf auch (1. März 1795) „die freiwillige
und unbedingte“ Unterwerfung Kurlands an, dessen Herzog Peter
Biron nach Petersburg berufen wurde und dort auf seine Würde ver-
sichtete. Er wurde wie Stanislaus Poniatowski Katharinas Pensionär.
Diese hatte mit der Vernichtung Polens ihrem Lebenswerke die Krone
aufgesetzt; den Franzosen drohte sie nur von ferne, unterstützte aber
Oesterreich nicht, als es den Kampf gegen die wahre Revolution im
Westen allein zu führen hatte; sie starb den 16. November 1796.
Zehntes Kapitel.
Die plünderung der Schwei; (März und April 1789).
Wie wenig es den Franzosen um Republiken zu thun war, wenn
sie durch deren Aufopferung einen Vortheil zu gewinnen hofften, zeigten
sie durch die Plünderung der Republik Venedig und deren Hingabe an
Oesterreich; beinahe dasselbe Schicksal bereiteten sie der Schweiz, der
Eltesten Bundesgenossin oder vielmehr Dienerin von Frankreich. Als
Bonaparte aus Italien durch die Schweiz reiste, erkundigte er sich so
angelegentlich um den Zustand der Eidgenossenschaft und besonders des
Kantons Bern, daß mißtrauische Schweizer bereits nichts Gutes erwar-
keten. Die damaligen Regierungen der Schweiz hatten auch alle Ur-