22 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
die Beute 10 Millionen Goldgulden betragen haben soll. Der schwä-
bische Hauptmann Schertlin aus Schorndorf erzählt selbst, daß er „12,000
Florin heimgebracht habe, nebst anderem Kleinod mit Gottes Hilf", wo-
für er die Herrschaft Burtenbach kaufte. Es ist erwiesen, daß der
Kaiser um den Angriff auf Rom nichts wußte, und als der Papst in
der Engelsburg belagert und in die höchste Noth gebracht wurde, konnte
er von Spanien aus seinen Hauptleuten nicht Befehle geben, welchen
weder diese noch die Soldaten gehorcht hätten. Daher machte der Papst
unter harten Bedingungen einen Waffenstillstand mit den Hauptleuten
in Rom und entfloh bei der nächsten Gelegenheit.
Unterdessen waren die Franzosen unter Lautrek (1528) bis Nea-
pel vorgedrungen und gingen dort im Sommer durch ansteckende Krank-
heiten zu Grunde. Ebenso verloren sie Genua, das wieder in ihre
Hände gefallen war; Andreas Doria, der Seeheld, glaubte besser
für seine Vaterstadt zu sorgen, wenn er sie unter den Schutz des Kai-
sers und einer aristokratischen Verfassung stellte, als wenn sie als fran-
zösischer Angriffspunkt gegen Italien dienen würde. Darum vertrieb er
die Franzosen und Genua hatte sein Unternehmen nicht zu bereuen.
Auch der Papst war zum Frieden geneigt; außer der Reformation in
Deutschland wirkte auf ihn der Aufstand der Florentiner, die in demo-
kratischer Aufwallung die mediceische Familie vertrieben und die Republik
eingeführt hatten. Er versöhnte sich mit Karl und krönte ihn zu Bo-
logna im Februar 1530 zum Kaiser und zum lombardischen Könige.
Karl gab dafür alles zurück, was er im Kriege dem Kirchenstaate ent-
rissen hatte, zwang Florenz nach harter Belagerung zur Uebergabe und
setzte den Alerander von Medici als Fürsten von Florenz ein.
Der Friede mit Venedig war die nächste Folge. Mit Franzen waren
die Unterhandlungen am schwierigsten; seine beiden Söhne befanden sich
als Geiseln des Madrider Friedens in Karls Gewalt; aber was sollte
dieser mit den Prinzen anfangen? Franz hielt dafür Burgund fest und
wollte es um keinen Preis fahren lassen. Karl hatte Ursache, von die-
ser Seite her Ruhe zu wünschen; daher überließ er seinem Gegner
Burgund für zwei Millionen Thaler und gegen eine nochmalige Ver-
zichtleistung desselben auf Mailand und Neapel. Dies geschah 1529 in
dem Frieden von Kambrai, welcher der Damenfriede genannt
wird, weil Franzens Mutter und Karls Tante zwischen den beiden
Herrschern vermittelten. Nun endlich konnte Karl als Kaiser nach
Deutschland zurückkehren, nachdem er Italien erobert, sich mit dem Papste
ausgesöhnt und Frankreich zweimal zum Frieden genöthigt hatte.