358 Zeitalter der Revolution.
legte dem Lande ungeheure Brandschatzungen auf, während seine Gene-
rale und Beamte auf eigene Faust plünderten. Die Rheinbundstruppen
unter Vandamme nahmen die Festungen in Schlesien und hausten in
diesem Lande so brutal und spitzbübisch, daß sie die Franzosen noch um
vieles übertrafen. Aus der Mark Brandenburg ging der Siegeszug
nach Polen; Danzig vertheidigte der alte Kalkreuth wacker, mußte es
aber an Lefebv re übergeben, der zum Lohne den Titel „Herzog von
Danzig“ erhielt. Im November rückten die französischen Heere in Polen
ein und lieferten am 26. Dezember den Russen bei Pultusk und Go-
lymin mördertsche aber nichts entscheidende Treffen. Denn Alerander
von Rußland hatte zu den Waffen gegriffen, weil Napoleon die Türken
ermuthigte und durch seln Vorrücken an die Weichsel Polen wieder her-
zustellen drohte. Seine Heere kamen jedoch wie 1805 nach der voll-
ständigen Niederlage der Bundesgenossen an. Am 2. Januar 1807 zog
Napoleon in das jubelnde Warschau ein; den 8. Februar wurde bei
Preußtsch-Epylau eine entsetzliche Schlacht geliefert, die beiden Theilen
60,000 Mann an Todten und Verwundeten kostete; die Tapferkeit der
wenigen Preußen unter I’'Estocq rettete die Russen von einer Nieder-
lage; beide Theile schrieben sich den Sieg zu und ihre Erschöpfung hatte
eine viermonatliche Waffenruhe zur Folge, während welcher die meisten
preußischen Festungen vollends fielen; nur Kourbiere hielt Graudenz,
Gneisenau Kolberg. Am 14.-Juni, dem Jahrestage der Schlacht von
Marengo, erfocht Napoleon, wiewohl mit großen Opfern, bei Fried-
land einen entscheidenden Sieg. Am 25. Juni kam er mit Alerander
auf dem Niemen zusammen und schon am 7. Juli schloßen sie Frieden
und Freundschaft. Am 9. wurde zu Tilsit auch Preußen Friede ge-
schenkt; es verlor an Rußland den Bialystocker Kreis; aus dem andern
preußischen Polen formte Napoleon das Großherzogthum Warschau,
mit welchem die polnische Nation abgefunden wurde, denn Napoleon
durfte Polen nimmermehr herstellen, wenn er mit Rußland Freundschaft
haben wollte. Zum Großherzog von Warsckau wurde der König von
Sachsen ausersehen; er hatte zwar seine Truppen auf das Schlachtfeld
von Jena geschickt, aber Napoleon erhob ihn dennoch zum Könige, denn
wie er gegen Oesterreich Bayern vergrößerte, so gegen Preußen Sachsen.
Preußen verlor ferner außer den polnischen Provinzen all sein Gebiet
zwischen Rhein und Elbe und mußte 145 Millionen Fr. Kontributionen
bezahlen, bis zu deren Abtragung die wichtigsten preußischen Festungen
von den Franzosen besetzt bleiben sollten, und durfte nicht über 45,000
Mann Soldaten halten. Der Kurfürst von Hessenkassel verlor sein
Land, weil er 15,000 Mann aufgestellt hatte, neutral blieb und aus
seinen Wünschen für Preußen kein Geheimniß machte. Auch Haus Braun-
schweig (der unglückliche Herzog starb auf dänischem Boden an seiner