Rußland. Bernadotte wird Kronprinz von Schweden. 371
lage. Mit Rußland und Preußen bekämpfte er 1807 Napoleon, nach
dem Frieden von Tilsit gab er den Kampf nicht auf und machte den
teiden Mächten wegen ihres Friedensschlusses die größten Vorwürfe.
Napoleon nahm dafür den Schweden den Rest ihrer Besitzungen in
Deutschland, Rügen und Stralsund. Kaiser Alerander forderte nun
von Gustav IV., daß er seinen Bund mit England aufgebe und den
englischen Schiffen bis zum allgemeinen Frieden das baltische Meer ver-
schließe; Gustav verweigerte beides, und so war der Vorwand gefunden,
ihm den Krieg zu erklären (Februar 1808). Einzelne schwedische Ab-
tbeilungen schlugen sich in Finnland vortrefflich gegen die russische Ueber-
macht, aber der Verrath der Kommandanten lieferte die stärksten Plätze
in russische Hände (so der Admiral Graf von Kronstedt Sweaborg mit
der ganzen Flotte den 3. Mai 1808 um 1 Million Rubel), denn Ruß-
land führte den Krieg gegen Gustav IV. wie vordem gegen Gustav III.
zugleich mit Rubeln und Anstiftung von Meutereien. Als Gustav durch-
aus nicht nachgeben wollte, aber ebenso unfähig war den Krieg selbst
zu leiten, stürzte ihn eine Adelsverschwörung, die mit Dänemark und
Rußland im Einverständniß war. Den 13. März wurde Gustav ge-
waltsam verhaftet, zur schriftlichen Thronentsagung gezwungen und durch
Reichstagsbeschluß auch seine Nachkommen ausgeschlossen. Der Reichs-
tag beschränkte die königlichen Rechte und ernannte des vertriebenen
Königs Oheim, den Herzog Karl von Südermanland, als Karl XIII. zum
Könige, der auch von allen Mächten anerkannt wurde. Mit Rußland
wurde alsbald Friede geschlossen und demselben nicht nur ganz Finnland,
sondern auch Ost= und Westbothnien bis an den Torneafluß abgetreten,
ebenso die Alandsinseln, im ganzen ein Drittheil des schwedischen Reichs.
Durch diesen Frieden von Friedrichsham (17. September 1809)
wurde Rußlands Herrschaft über das baltische Meer gesichert, Schweden
als Seemacht ausgestrichen.
Karl XIII. nahm den Prinzen August von Holstein-Augustenburg
an Sohnes Statt an; derselbe starb jedoch plötzlich (23. Mai 1810);
das Volk glaubte, er sei von dem Grafen Fersen vergiftet worden, und
ermordete diesen. Darauf wählten die Reichsstände (21. August 1810)
auf Betreiben des Adels den französischen Marschall Bernadotte, Für-
sien von Pontekorvo, der vor Zelten französischer Jakobiner gewesen,
zum Reichsnachfolger und der geistesschwache Karl XIII. adoptierte den-
selben; es ist noch nicht bekannt, welche Einstüsse diese Wahl herbeiführ-
ten, jedenfalls nicht Napoleon, denn Bernadotte war keineswegs der
Mann seines Vertrauens. Doch willigte er nach einigem Zögern in
seine Abreise nach Schweden und steuerte ihn mit 2 Millionen Franken
aus. Bernadotte hieß als Kronprinz Karl Johann, wechselte die
Religion und fügte sich Bonapartes Forderung, mit den Engländern
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