Der große Krieg. 383
bewaͤhrte auch hier seine Meisterschaft. Er selbst leitete einen gewaltigen
Angriff gegen Wachau auf das Centrum der feindlichen Armeen, er-
focht auch wirklich einige Vortheile, konnte aber weder durch seine Reiter-
stürme noch durch sein Geschütz die feindliche Linie sprengen. Dagegen
hatte Blüch er den Marschall Marmont nach einem mörderischen Kampfe
bei und in Möckern vollständig geschlagen und bis Leipzig zurückge-
drängt. Den 17. war Waffenruhe; nur bei Lindenau wurde gefochten.
Napoleon benutzte diesen Tag nicht zum Rückzuge, obwohl er am 16.
erprobt hatte, daß er seinen Gegnern nicht gewachsen sei und nun noch
weniger auf einen Sieg rechnen konnte, da den 150,000 Streitern, die
er noch haben mochte, eine doppelt so starke Anzahl erbitterter Feinde
gegenüber stand. Er wollte abermals durch Unterhandlungen gewinnen,
was er mit Gewalt nicht mehr erreichen konnte. Durch den gefangenen
General Meerfeldt machte er dem Kaiser Franz neue Anträge und große
Anerbietungen, um denselben zum Austritt aus der Allianz zu bewegen,
aber vergebens. Am 18. begann die Schlacht wieder in ihrer ganzen
Furchtbarkeit; 1500 Feuerschlünde donnerten gegeneinander; man konnte
nicht mehr die einzelnen Kanonenschläge unterscheiden, sondern ein un-
unterbrochenes Zusammenbrüllen machte die Erde zittern und warf tau-
sende nieder. Trotz aller Kunst Napoleons, trotz der Tapferkeit der
Franzosen scheiterten alle ihre Angriffe, und außer Propstheida verloren
sie alle Stellungen. 12,000 Sachsen und zwei Regimenter württem-
bergischer Reiter verließen die Franzosen und traten zu den Verbündeten;
dieses ist ein wahrer Trost für die eitlen Franzosen, denn nun wissen
sie eine Ursache, warum die Schlacht verloren ging. Schon in der Nacht
ordnete Napoleon den allgemeinen Rückzug an; doch erneuerte er am
19. die Schlacht, um den Rückzug zu decken, und opferte zu diesem Zwecke
zwei Armeekorps, darunter die treuen Polen. Die einzige Brücke über
die Elster wurde zu bald in die Luft gesprengt, die abgeschnittenen Po-
len und Franzosen wurden getödtet oder gefangen; der polnische Fürst
Josef Poniatowsky, der schönste Mann der Armee, von Napoleon wäh-
rend der Schlacht zum Marschall ernannt, ertrank in der Elster. Diese
Schlacht kostete wohl 80,000 Menschen das Leben; viele tausend Ver-
wundete blieben während der kalten Nacht unter freiem Himmel liegen,
und ihr Jammer tönte schauerlich über das weite Schlachtfeld. Die
Franzosen flohen über Erfurt, erlitten aber bei Freiburg an der Unstrut
durch die Preußen noch eine tüchtige Schlappe. Sie eilten dem Rheine
m; bei Hanau verlegte ihnen General Wrede mit 60,000 Mann
Bayern und Oesterreichern den Weg; doch schlug sich Napoleon den 30.
und 31. Oktober, obwohl mit großem Verluste, durch und führte die
Trümmer seiner Heere, kaum noch 70,000 Mann, bei Mainz über den
Rhein. Der tapfere General Bülow drang in den letzten Monaten