402 Die Zeit von 1816 bis 1847.
fort; dazu kommt noch die indianische Plage; in Yukatan haben sich die In-
dianer förmlich unabhängig gemacht und drohen die Weißen zu vertilgen;
im Süden und Südwesten führen die berittenen Apatschis und Komantschis
Raubzüge bis tief in das merikanische Gebiet aus, und haben das goldreiche
Sonora bereits zur Einöde gemacht und die friedlichen ackerbautreibenden
Indianer ausgemordet. Die Gränzforts (Presidios) sind zerfallen, ebenso
wie die Kirchen und Missionshäuser, in welchen spanische Mönche mit be-
wunderungswürdigem Erfolge civilisiert hatten. Merikos Schicksal scheint
entschieden; die große nordamertkanische Republik wird es allmählig in sich
aufnehmen, nordamerikanische Büchsenkugeln und Bowiemesser aber die wil-
den Indianer zur Ruhe bringen. (Eine neue Phase trat 1662 ein: die nord-
amerikanische Union lag im Bürgerkriege, Napoleon III. trug seine Waffen
nach Meriko und setzte den Erzherzog Marimilian als Kaiser ein; doch nach
dem Sieg der Union über die Sklavenstaaten zwang Präsident Johnson den
französischen Kaiser 1866 durch Drohungen zum Abzuge aus Meriko.)
Aehnlich wie die Geschichte Merikos entwickelte sich die der andern
spanischen Kolonieen. Von dem Aufstande in Buenosayres und wie
dieser durch englische Hilfe nicht nur glückte, sondern auch Paraguay
nach sich zog, ist oben gesprochen worden; von Buenosayres aus wurde
Chili revolutioniert, von Chili Pern (1820), während gleichzeitig der
Aufstand auch in Venezuela ausbrach. Die Hauptanführer waren:
San Martin, Sukre, Paez und Simon Bolivar (geb. zu Karakkas
1783); Nordamerika und England anerkannten die neuen Republiken, in
England sanden sie Anlehen, der englische Admiral Kochrane rüstete mit
englischem Gelde ein Geschwader aus und verdrängte die spanischen Schiffe
aus den Gewässern Perus und Chilis, wodurch der Erfolg des Aufstandes
nicht wenig beschleunigt wurde. Anfangs behaupteten die spanischen Ge-
nerale die Oberhand im freien Felde, aber nach 1821, d. h. nach der
Revolution Riegos auf Isla de Leon, erhielten sie von dem Mutter-
lande keine wirksame Unterstützung mehr, wohl aber verpflanzte sich die
in Spanien herrschende Zwietracht auch unter die in Amerika komman-
dierenden Generale. Die entscheidende Schlacht gewann Sukre bei
Ayakucho in Peru auf der Ostseite der Andes den 9. Dezember 1824,
worauf die spanischen Generale kapitulierten und sich nach Europa ein-
schifften; nur das Fort Kalloo hielt sich bis zum 19. Januar 1826, der
letzte Platz, den die Spanlter auf dem amerikanischen Festlande besaßen,
da 1821 auch Centralamerika dem allgemeinen Betspiele gefolgt war.
Bolivar wollte aus Peru, Quito, Neugranada und Venezuela eind
große südamerikanische Union, Kolum bia, mit möglichst starker Central=
gewalt gründen, aber das Werk gelang nicht, denn nicht nur die ehe-
maligen Vicekönigreiche und Generalkapitanerieen, sondern auch Provinzen,
und selbst Distrikte wollten unabhängig sein. Seine eigenen Wasffen-