Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

404 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
die sich von ihrer geographischen Lage Centralamerika nannte, nach 
langen Bürgerkriegen aber spaltete sie sich in die Republiken: Guate- 
mala, Honduras, San Salvador, Kostarika, Nikaragua und 
in ein indianisches sogenanntes Königreich Mosqutto, dessen baarfüßiger 
Beherrscher ein englischer Schützling ist. Diktator von Guatemala war 
von 1839 bis 1865 der Indianer Karrera, zuerst Schweinhirt, dann 
Trommelschläger, Baudenchef und General, der seine widerspenstigen 
Republikaner so kräftig in Ordnung zu halten wußte, als vor Zeiten 
seine Heerde. Diese kleineren Republiken gewinnen in unseren Tagen 
eine große Bedeutung als die Brücken vom atlantischen zum stillen 
Ocean und sind bereits so ziemlich in den Händen der Nordamerikaner. 
Die Früchte, welche die sogenannten Fretiheitskriege der spanisch- 
amerikanischen Kolonieen trugen, sind demnach keine glänzenden. Als 
während derselben die heilige Allianz die Revolutionen in Europa er- 
drückte, wiesen die europäischen Liberalen hinüber auf Amerika, von wo 
das heilige Feuer der Freiheit herüber leuchte über den Ocean, feierten 
in Paez einen republikanischen Ritter sonder Furcht und Tadel und 
sahen selbst Washington durch Bolivar übertroffen. Noch jetzt wird von 
dieser Seite her versichert, die jugendlichen Staaten in Amerika müssen 
sich eben zuerst austoben, dann werden sich die Zustände klären und zur 
Freude und Ehre der Menschheit ausbilden. Schade, daß solche Hoff- 
nungen auf Selbsttäuschung beruhen; in diesen Republiken ist nicht ein 
einziges Element für eine solche Staatsform vorhanden, und wemn vol- 
lends die kirchliche Zucht beseitigt ist, welche die Leidenschaften noch allein 
etwas zügelt, so wird sich die Freiheit der Wald= und Wüstenbewohner 
entwickeln, werden die Indianer mit den Farbigen die Oberhand gewin- 
nen, da die amerikanischen Angelsacksen unmöglich den ganzen Erdtheil 
in sich aufnehmen und verdauen können. 
Porlugal (von 1815—1830). 
Wo mäöglich noch trauriger als das Schicksal Spaniens gestalteten 
sich die Dinge für Portugal. Es war durch Wellington von den Fran- 
zosen befreit worden und ein portugiesisches Heer hatte unter dem eng- 
lischen Feldherrn und im englischen Solde die Franzosen über die Pyre- 
nden zurücktreiben helfen. Der vor Napoleon geflüchtete Hof blieb aber 
nach dem Kriege in Rio Janeiro zurück, so daß die Kolonie Brasi- 
lien das Hauptland zu sein schien. Portugal selbst hatte zwar einen 
Regentschaftsrath, eigentlich aber war Regierung und Verwaltung in 
englischen Händen, wie auch die Armee von dem Lord Beresford kom- 
mandiert wurde, der sie durch englische Offiziere im Kriege gegen Na- 
poleon eingeschult hatte. Das portugiesische Volk haßte die herrschenden 
schroffen Fremdlinge bitter, und doch muß sich Portugal auch heute der
	        
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