Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

406 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
nen, denn wie die spanische Königsfamilie sich parteite, so geschah dieses 
auch bei der portugiesischen: Dom Pedro in Brafilien war ein Liberaler, 
Johann VI. ein Moderado, Donna Karlotta aber und Dom Miguek allem 
konstitutionellen Wesen grimmig feind. Durch die Palastrevolution von 
Bembosta (30. April 1824) bemächtigten sich die letzteren der Gewalt, 
verloren sie jedoch wieder, als es dem Könige gelang, am 9. Mai auf ein 
im Tajo llegendes englisches Linienschiff zu entkommen und der englische wie 
der französische Gesandte ihn im Namen ihrer Höfe mit allen ihnen zu Ge- 
bot stehenden Mitteln unterstützten. Der König verbannte den Infanten 
und versprach eine neue Verfassung, die er jedoch nie erließ, sondern bis zu 
seinem Tode (10. März 1826) als unumschränkter König unter englischem 
Einftusse fortreglerte. Jetzt trat der eigenthümliche Fall ein, daß nach dem 
für die Thronfolge in Portugal geltenden Rechte Dom Pedro Thren- 
erbe war, während er zugleich die Krone Brasiliens trug, das sich von 
Portugal getrennt hatte. Dom Pedro schlug einen Weg ein, der alle 
Parteien befriedigen sollte: er nahm die portugiesische königliche Krone 
an am 19. April 1826, gab den 2. Mai Portugal eine Verfassung nach 
dem Muster der französischen von 1814, dankte hierauf als König von 
Portugal zu Gunsten seiner Tochter Donna Maria da Gloria ab, 
welche sich später mit ihrem Oheim Dom Miguel, dem Haupte der 
Absolutisten, vermählen sollte. Ein Aufstand derselben, den der Mar- 
quis von Chaves erregte und Spanien unterstützte, wurde schon durch 
das Erscheinen eines englischen Korps, das Minister Kanning abschicke, 
unterdrückt, Dom Miguel selbst ging alle ihm vorgelegten Bedingungen 
ein, beschwor die Verfassung, verlobte sich durch Prokuration mit seiner 
Nichte, wurde dann den 3. Juli 1827 während deren Minderjährigkeit 
zum Regenten ernannt und kehrte 1828 im Februar nach Portugal zu- 
rück. Er beschwor die Verfassung noch einmal und übernahm die Re- 
gentschaft, dann aber schickte er die Kortes heim und entließ das Mini- 
sterium, berief die alten Kortes (von Lamego) und ließ sich den 25. 
Juni zum rechtmäßigen König von Portugal ausrufen. Ein Aufstand 
in Oporto scheiterte, das englische Toryministerium (Aberdeen-Welling- 
ton) mischte sich nicht ein, weil Portugal dem englischen Einflusse und 
Markte doch sicher blieb, und nun begann eine Verfolgung der Liberalen 
in einem noch schrecklicheren Maße als in Spanien, obwohl Dom Mie 
guels Gegner gewiß vieles Uebertriebene verbreitet haben, z. B.: 13,000 
Portugiesen konnten sich nur durch die Flucht retten, 10,000 wurden 
hingerichtet, 26,000 waren 1831 in den Gefängnissen! Jedenfalls war 
die Regierung Dom Miguels nicht geeignet, Portugal zu beruhigen, so 
wie er es auch vergeblich versuchte, Terceira zu erobern, eine der aze- 
rischen Inseln, auf welcher sich die geflüchteten Liberalen unter dem Gra- 
fen Villaflor festgesetzt hatten. Selbst die Achtung der ausländischen
	        
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