Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Brasilien. 407 
Regierungen wurde in die Schanze geschlagen; die englische und die fran- 
zösische Regierung erhielten auf ihre Beschwerden wegen des Unrechts, 
das einigen ihrer Unterthanen durch portugiesische Regierungsbeamte 
widerfahren war, nicht eher Genugthuung, als im Frühling 1831 eine 
englische Flotte den Tajo blockierte, im Sommer eine französische die Ein- 
fahrt erzwang und den königlichen Palast zu bombardieren drohte. 
Brasilien (von 1822—1854). 
Seit Dom Perro I. am 18. Dezember 1822 als Kaiser von Bra- 
silien gekrönt wurde, war es mit dem Negerkaiserthum auf der Insel 
Haytit die einzige Monarchie in Amerika, bei 132,000 □ Meilen groß, 
mit dem herrlichsten Flußsysteme auf der ganzen Erde (Amazonenstrom 
mit 60 Nebenflüssen von der Größe der Donau und des Rheins) und 
einem Reichthume der mannigfaltigsten Erzeugnisse, der höchstens von 
Ostindien übertroffen wird. Auf diesem ungeheuren Gebiete leben aber 
nach der höchsten Schätzung 7½ Millionen Einwohner, von denen 6% 
Ureinwohner oder Indianer, 49½ Neger, 23% Mischlinge, 22% Weiße 
find. Von den Indianern hausen die meisten Horden in den Wildnissen 
als Kanibalen, die wenigen ausgenommen, welche durch die alten Mis- 
sionen civilisiert sind; von den Negern ist ungefähr die Hälfte frei, die 
andere besteht aus Sklaven. Die freien Reger wie die Mischlinge wer- 
den übereinstimmend als ein arbeitsscheues, ausschweifendes und verräthe- 
risches Gesindel geschildert, und die portugiesischen Kreolen haben einen 
nicht viel bessern Ruf. Wie soll unter solchen Verhältnissen aus Bra- 
silien eine Achtung gebietende Monarchie werden Dom Pedro I. wurde 
zwar 1825 durch Englands Verwendung von Portugal anerkannt, er- 
lebte aber auf dem Throne wenig Glück. Der Krieg mit Buenosayres 
um die Banda Oriental (1825— 1828) hatte keinen glücklichen Erfolg; 
er und die inneren Unruhen machten eine Ordnung des gestörten Finanz- 
wesens zur Unmöglichkeit, worüber die Brasilier, obwohl sie selbst die 
Ursache waren, sich bitter beschwerten. Am meisten aber ärgerte es sie, 
als Dom Pedro sich Portugals annahm und seine Tochter Donna Ma- 
ria als Königin einsetzen wollte. Am 5. und 6. April 1831 kam es 
deßwegen in Rio Janeiro zu Unruhen und bis auf 4 Soldaten sielen 
alle Truppen von dem Kaiser ab, am 7. entsagte dieser dem Throne 
zu Gunsten seines 6jährigen Sohnes Pedro II. und segelte auf einem 
englischen Kriegsschiffe nach Europa. Die Regentschaft hielt mit Mühe 
die Ruhe aufrecht, die Parteien in den Kortes stürzten sie jedoch und 
bewirkten, daß der Kaiser vor der gesetzlichen Zeit volljährig erklärt wurde. 
Die Ruhe wurde zwar später noch einigemal gestört, doch 1853 ein 
glücklicher Krieg gegen den Diktator von Buenosayres, Manuel Ro- 
sas, geführt und 1854 ein republikanischer Aufstand in der Provinz
	        
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