Griechenland. 411
sardinischen Truppen nach Novara, General Bubna eilte mit einigen
oͤsterreichischen Bataillonen herbei und zersprengte am 8. April die Auf-
ständischen, womit die Revolution ihr Ende hatte. Karl Albert dankte
ab und ging nach Toskana, diente hierauf zur Abbüßung seiner Kar-
bonarifünden als Freiwilliger in dem Heere des Herzogs von Angou-
lme gegen die spanischen Kortes und war beim Sturm auf den Tro-
kadero. Er folgte 1831 dem Könige Karl Felir, Viktor Emmanuels
Bruder, der vom 21. April 1821 an Sardinien ruhig regiert hatte,
als König.
Viertes Kapitel.
EGriechenland (der Krieg von 1821—1827).
Gleichzeltig mit den Revolutionen in Spanien und Italien begann
die Erhebung der Griechen gegen die despotische Herrschaft der Türken,
und alle christlichen Völker begleiteten deren Fortschritte oder Verluste
mit der lebhaftesten Theilnahme. Gewöhnlich nennt man die chrtstlichen
Bewohner der Türkei mit dem Gesammtnamen Griechen (und unter-
scheidet von ihnen nur die Armenier), diese Griechen sind jedoch mit
ganz geringer Ausnahme keine eigentlichen Griechen, d. h. Nachkommen
der Hellenen. Die Bewohner der Moldau und Walachei sind mit
Slaven gemischte Romanen, die Serben, Bulgaren, Montenegriner,
Bosniaken 2c. Slaven, die meisten Bewohner des alten Hellas Slaven
oder Albanesen und die wenigsten sind Nachkommen der Hellenen. Die tür-
bische Herrschaft lastete auf den Griechen sowohl durch den Druck der
regelmäßigen Abgaben, noch mehr aber durch die Erpressungen der
Paschas und Agas, deren zügellose Gewalt Leben, Eigenthum und Ehre
sortwährend bedrohte, und daneben bestanden erniedrigende Verordnungen
für die Christen, welche bei der fanatischen Brutalität der gemeinen
und vornehmen Türken nicht einmal durch die Gewohnheit erträglich
werden konnten (Verbot gewisser Farben und Trachten, des Reitens
auf Pferden, des Gebrauchs der Glocken, der Kreuze auf den Kirchen,
Ehrenbezeugungen gegen jeden begegnenden Türken u. s. w.). Einzelne
Bezirke jedoch, z. B. Athen, das Vorgebirge Athos, die meisten Inseln
genoßen gewisser Frelheiten, theilweise regierten sie sich fast selbstständig
und entrichteten nur die festgesetzten Abgaben; viele Griechen waren als
Sekretäre, Aerzte und Diplomaten im Dienste des Sultans und der
Paschas, und diese Griechen thaten ihren Landsleuten oft mehr Uebel an
als die Türken. Daß die christliche Bevölkerung ihren Zustand schmerzlich
empfinden mußte, ist natürlich, um so mehr als die Erinnerung an die
Zeit des griechischen Katserthums nie erlöschen konnte. Die Hoffnung