Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

424 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Minister Wellington sprach seine Mißbilligung des Ereignisses („uptowarck 
event“") offen aus; denn wem konnte es willkommener sein als Rußland, 
das von jetzt an mit seinen Schiffen im schwarzen Meere unbestritten die 
Oberhand hatte? Sultan Mahmud war höchst erbittert, hielt jedoch die 
türkische Bevölkerung in Konstantinopel so weit zurück, daß sie sich nicht 
abermals auf die cchristliche stürzte und vollends vernichtete. Der 
bald ausbrechende türkisch-russische Krieg verhinderte jeden ermsten An- 
griff gegen Mittelgriechenland von Seite der Türken und die Landung 
von 16,000 Franzosen unter General Maison nöthigte Ibrahim zum 
Abzug aus dem Peloponnese. Dessenungeachtet war Griechenland in 
einem trostlosen Zustande; die Regierung war vollständig unmächtig, die 
Kapitanis beschoßen einander von den Forts in Nauplia, einzelne Unter- 
nehmungen z. B. gegen Chios, Prevesa, Zeltuni 2c. mißlangen gänz- 
lich und eben so wenig gelang es, die Türken aus Attika und Böotien 
zu werfen. Unterdessen war Kapo d'Istria Ende Januar 1828 in 
Griechenland angekommen und regierte als Präsident mit diktatortscher 
Gewalt; er hatte den ganzen Einfluß Rußlands für sich, daher auch die 
Militärpartei, wogegen ihm die Mainoten und Inselgriechen um so 
feindseliger waren. Es kam abermals bis zum Bürgerkriege; Mlaul 
verbrannte die Kriegsschiffe, welche dem griechischen Staate gehärten, 
damit dieselben nicht von dem russischen Admirale in Beschlag genommen 
würden, die Erbitterung wuchs mit jedem Tage, wahrscheinlich wäre 
jedoch der Präsident der Gegenpartei Meister geworden, wenn er nicht 
am 9. Oktober 1831 von zwei Söhnen des Mainotenhäuptlings Petro 
Mauromichali ermordet worden wäre. Seine Brüder Augustin und Viaro 
Kapo d'Istria hielten sich noch einige Zeit, wurden jedoch durch den Ab- 
fall der Rumelioten (die Bewohner Mittelgriechenlands im Gegensatz 
zu den Peloponnesiern) zur Abdankung gezwungen, aber die nun fol- 
gende provisorische Regierung vermochte es eben so wenig dem Bürger- 
kriege Einhalt zu thun. 
Endlich schufen die Schutzmächte Ruhe, nachdem sie wegen der künf- 
tigen Eristenz Griechenlands unter sich und mit der Pforte in das Reine 
gekommen waren. Seit dem Vertrage vom 6. Juli 1827 hatten sie 
unter sich über die Ausdehnung des künftigen Schutzstaates Griechenland 
unterhandelt und England setzte es im März 1828 durch, daß das Für- 
stenthum (Hospodartat) Griechenland auf den Peloponnes, Attika, Böo 
tien, Phokis, Lokris, Euböa und die Kykladen beschränkt werde und dem 
Sultan einen jährlichen Tribut von 1½ Million türkischen Piastern be- 
zahle, doch Kapo d'Istria und der Sultau verwarfen diesen Antrag. 
Das russische Schwert löste endlich den diplomatischen Knoten; als Die= 
bitsch 1829 den Frieden von Adrianopel biktierte, mußte der Sul- 
tan auch die vollständige Unabhängigkeit Griechenlands mit beträchtlich
	        
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