Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Griechenland. 425 
erweiterten Granzen anerkennen. Dagegen vermochte England nur noch 
so viel durchzusetzen, daß Griechenland nicht weiter als bis an die Ther- 
mopylen und den Aspropotamo (Achelous) reichen und Leopold von 
Sachsen-Koburg, einen apanagierten englischen Prinzen, zum König 
erhalten sollte. Dieser schlug jedoch 1830 die Krone aus, wenn Grie- 
chenland nicht die Insel Kreta, auf welcher sich noch immer die Spha- 
kioten mit den Türken herumschlugen, und eine bessere Gränze auf dem 
Festlande erhalten würde. Darauf ging das englische Ministerium nicht 
einz unterdessen wurde Kapo d'Istria ermordet, brach die Jullrevolution 
aus, entwickelte sich das „herzliche Einverständniß“ der französischen und 
englischen Regierung und so kam das Protokoll der drei Schutzmächte vom 
7. März 1832 zu Stande. Dasselbe bestimmte den Prinzen Otto von 
Bayern zum griechischen König, eine Regentschaft für dessen Minder- 
jährigkeit, rückte die Gränzen bis an den Meerbusen von Arta und Volo 
ver und verschaffte durch die Bürgschaft der drei Schutzmächte dem neuen 
Königreiche ein Anlehen von 60 Millionen Franken. Am 30. Januar 
1833 langte der König mit der Regentschaft und 3500 Mann bayeri- 
scher Truppen vor Nauplia an und hielt am 6. Februar unter dem Ju- 
belrufe der Griechen seinen feierlichen Einzug. Die Regentschaft (Graf 
Armansperg, Staatsrath Maurer, Legationsrath Abel, General 
Heidegger) hatte eine unendlich schwierige Aufgabe; das Land war 
entvölkert, verwüstet (die Türken hatten alle Oelbäume und damit eine 
Hauptquelle des Wohlstandes vernichtet), das Volk in Parteien getheilt, 
an keine bürgerliche Ordnung gewöhnt, voll Eifersucht gegen die Frem- 
den und Lateiner (abendländische Katholiken) — und endlich war der 
Staat für eine selbstständige Eristenz offenbar viel zu klein und zu arm, 
deßwegen eigentlich an die Zukunft d. h. die Vergrößerung auf Kosten 
der Türkei gewiesen. Die Regentschaft löste die Militärbanden auf und 
brach dadurch die Macht der Kapitanis, bayerische Truppen besetzten die 
festen Plätze, die trotzige Maina wurde zum Gehorsam gezwungen, die 
Näuberbanden an der türkischen Gränze wurden zerstreut und gleichzeitig 
ging die Einrichtung des Gemeindewesens mit freier Municipalverfassung 
vor sich; es wurde ordentliches und regelmäßiges Gericht eingesetzt, das 
Münzwesen geordnet, die Verwaltung des Staatseinkommens neu ge- 
schaffen, für die verdienten Kämpfer im Befreiungskriege eine Dotation 
in Nationalgütern ausgeschieden, die Kirche durch die Errichtung einer 
Nationalsynode mit dem König an der Spitze von dem Patriarchen zu 
Konstantinopel unabhängig gemacht, der öffentliche Unterricht gefördert, 
mit unsäglicher Mühe einige Bataillone regulärer Infanterie aus Grie- 
chen formiert und eine kleine Kriegsflotte geschaffen. Im ganzen ver- 
mochte die Regentschaft die Ruhe aufrecht zu erhalten, daher wuchs die 
Bevölkerung, besonders durch die Einwanderung vieler Griechen aus der
	        
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