Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

426 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Türkei; Ackerbau und Weinbau, vor allem aber die Rhederei hoben sich, 
die eifersüchtigen Elemente jedoch konnte die Regentschaft nicht beseitigen, 
nämlich die Militärpartei und die der Primaten. Das gemeine Volk 
wollte Ruhe und Ordnung, war jedoch sehr mißgestimmt durch die un- 
gewohnten Formen einer ganz neuen Verwaltung, namentlich das Forst= 
gesetz, und sah die vielen Fremden (fast lauter Deutsche) im Militär= 
und Civildienste ungerne, die Primaten aber und ihre vornehmeren Klien- 
ten, weil sie die bürgerlichen Aemter als ihnen gehörig anzusehen und 
schamlos auszunützen gewohnt waren, haßten die Fremden auf das bit- 
terste. Diese Partei gestaltete sich zu einer konstitutionellen, weil in der 
That eine Kammer von Abgeordneten, in welcher die Primaten natur- 
gemäß das Uebergewicht haben mußten, das einfachste Mittel gewesen 
wäre, die verhaßten Fremdlinge aus Amt und Land hinaus zu votieren. 
Schon deßwegen mußten Armansperg und sein Nachfolger Rudhardt 
dem Konstitutionallsmus entgegen treten, wenn sie auch nicht von der 
Unmöglichkeit dieser Regierungsform in einem armen parteiten Ländchen 
überzeugt gewesen wären; eben darum mußten sie sich auf die Militär- 
partei stützen (Kolokotroni, Grivas, Tsavellas 2c.), die sich auf diesem 
Wege zu einer absolntistischen gestaltete. England und Rußland benütz- 
ten diese Parteien als Hebel für ihren Einfluß. England begünstigte 
die konstitutionelle Partei, dem Vorgeben nach aus Liebe zu dem Prin- 
cipe, in der That aber darum, weil es durch sie Griechenland verwirren 
und in seiner Entwicklung hindern wollte; denn ein selbstständiges Grie- 
chenland übt auf die jonischen Inseln eine unwiderstehliche Anziehungs- 
kraft aus, und wenn Griechenland nicht von Zeit zu Zeit niedergebort 
wird, so erwächst die griechische Rhederei zu einer Handelsflotte und 
endlich zu einer Seemacht, welche Englands Absichten auf Aegypten, 
Kypern und Kreta durchkreuzen würde. Dagegen unterstützte Rußland 
die militärische Partei; es will so wenig als England einen kräftigen 
griechischen Staat, weil dieser bei dem endlichen Zusammensturze der 
hohen Pforte die Wiederherstellung des byzantinischen Thrones versuchen 
würde Cdes ist der hellenische Traum; die Hetärte hatte auch ihre Ran- 
ken vom Hämus bis über den Peloponnes und Kreta verbreitet), wäh- 
rend Rußland den Bosporus und Hellespont, die Schlüssel zu dem 
schwarzen Meere und Südrußland, um jeden Preis in seine Hände zu 
bringen trachtet. Für die russische Politik hat Griechenland keine andere 
Bestimmung als die, ein Pfahl im türkischen Fleische zu sein, der sich 
nach Umständen tiefer eintreiben läßt, oder während Rußland die Gräko- 
slaven in den Donaufürstenthümern und Bulgarien mit Hoffnungen 
auf Freiheit tränkt und dadurch die Pforte untergräbt, soll dies durch 
Griechenland in Eptrus, Thessalien und Makedonien geschehen. Bei 
solchen Verhältnissen ist es nicht zu verwundern, wenn England und
	        
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