Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

440 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
nien, Kurdistan 2c. Daher verfielen die Flnanzen des Reichs immer mehr, 
so daß die Verschlechterung des Metallgeldes, die bereits vor 100 Jah- 
ren begonnen hat, fortdauert. Die Türkei ist wohl reich an Natur- 
erzeugnissen, die sich zur Ausfuhr eignen, aber die Kriege und Empörun- 
gen schwächten diesen Ertrag und die alte Industrie ist durch die Euro- 
päer wenigstens zur Hälfte vernichtet; Hof, Militär, Flotte 2c. verlan- 
gen mehr als früher, woher sollten nun die zureichenden Mittel kom- 
men? Eben so ließ sich die charakteristische Erscheinung bei jedem nationa- 
len Zerfalle, die Abnahme der wehrhaften Bevölkerung, so wenig mehr 
in Abrede stellen, daß vielfach die Rede davon war, auch die Rajahs. 
(d. h.christliche Unterthanen) zum Militärdienste auszuheben, eine Sache, 
die wegen ihrer baren Unmöglichkeit unterblieb. 
Fünftes Kapitel. 
Rußland von 1815—1830. Raiser Alexander I. nach dem groffen Kriege 
(1815—1825). 
Kaiser Alerander hatte als Bundesgenosse Napoleons von Schwe- 
den Finnland, von der Türkei Bessarabten erobert, als Napoleons Feind 
gewann er den größten Theil von Polku und rückte die. russischen Grän- 
zen wie einen Keil zwischen den österreichischen und preußischen Ländern 
gegen Wien und Berlin vor. Alerander gönnte aber Europa den Frie- 
den und bewirkte deßwegen die heilige Allianz, auch war seine Freund- 
schaft mit den Beherrschern Oesterreichs und Preußens eine aufrichtige. 
Mit denselben war er die Seele der Kongresse zu Aachen, Trop- 
pau, Laibach und Verona (1818—1822), wo über die revolutionä- 
ren Bestrebungen und Bewegungen Gericht gehalten und die Vollstrecker 
des Urtheils ernannt wurden. Der Widerwille des Kaisers gegen alles 
Aufständische, so wie seine Friedensliebe waren auch die Ursache, daßb die 
russischen Truppen 1822 den Pruth nicht überschritten, obwohl die Tür- 
ken mehr als genügenden Anlaß zu einem Bruche gaben, das russische 
Volk und Heer den Krieg wünschte und die Stimmung Europas gegen 
die Türken dermaßen erbittert war, daß keine Macht es hätte wagen 
dürfen, gegen Rußland einzuschreiten, wenn dasselbe als Befreier der 
Griechen aufgetreten und gegen Konstantinopel marschiert wäre. Ruß- 
land bedurfte übrigens des Friedens so sehr als irgend ein anderer euro- 
päischer Staat; durch den gigantischen Angriff im Jahre 1812 so wie 
durch die Vertheidigung, die zu eben so unerhörten Waffen gegriffen hatte, 
war ein großer Theil Rußlands zur Wüste geworden, Moskau und 
Smolensk mit zahllosen Dörfern waren noch Jahre lang Brandstätten; 
der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung
	        
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