Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Rußland. 443 
denn selbst in den hoͤchsten russischen Ständen hatte der Gedanke einer 
gewaltsamen Veränderung der Verfassung Anhänger gefunden, obwohl 
diese nicht gewußt zu haben scheinen, welchen Verfassungsmantel sie 
Rußland überwerfen sollten, einen konstitutionellen oder einen republi- 
kanischen. Alerander erlebte jedoch keinen offenen Ausbruch des revolu- 
tionären Feuers, indem er den 1. Dezember 1825 zu Taganrog starb. 
Biaiser Nikolaus I. (1825—1854). persischer Rrieg (1826—1828). 
Da sein ältester Bruder Konstantin der Thronfolge schon früher 
entsagt hatte, so folgte ihm der jüngere, Nikolaus, geboren 1796. Die 
M#fischen Verschworenen, die besonders unter dem Offizlerkorps zahlreich 
waren, benutzten die Gelegenheit zu einem verwegenen Handstreiche; 
mehrere Garderegimenter empörten sich, weil ihnen ihre Offiziere sagten, 
Konstantin werde mit Gewalt von dem Throne ausgeschlossen; sie ließen 
ihn als Kaiser hochleben und zugleich die Konstitution (sie meinten, so 
heiße die Gemahlin ihres rechtmäßigen Zaren). Der Stadtkommandant 
General Miloradowitsch, der die Meuterer beruhigen wollte, wurde 
erscossen, aber Nikolaus selbst entwaffnete sie, indem er nur von weni- 
gen Getreuen begleitet vor sie hintrat und durch Blick und Wort selne 
angeborene kaiserliche Majestät beurkundete. Ebenso dämpfte er allein 
durch die Hoheit selner persönlichen Erscheinung den Aufstand in einer 
Militärkolonie; in beiden Fällen wurde die Minderzahl der Schuldigen 
von dem Henker, die Mehrzahl von Slbirien in Empfang genommen. 
Das russische Militär bekam unter Nikolaus jedoch bald andere Arbeit. 
Persien war wie die Türkei seit Peter I. durch die russischen Waffen 
erschüttert worden und wie diese zerfiel das schiltische Reich durch die 
trostlos schlechte Verwaltung täglich mehr. Zwar hatte England, das 
in Persien seine Vormauer Ostindiens erblickt, an ihm seine Heilkünste 
versucht, aber es nicht weiter gebracht, als daß die persische Armee um 
einige reguläre Bataillone und Schwadronen nebst einigen brauchbaren 
Batterieen stärker wurde. Der Haß gegen die Russen war bei den Per- 
sen so lebendig als bei den Türken, und wie in Enropa die Griechen, so 
waren in Afien die Armenier für Rußland thätig. Die sortdauernde Aus- 
wanderung der ackerbauenden armenischen Bevölkerung über die russische 
Gränze, die Nachricht von dem Tode des Kaisers Alerander und der 
Revolution in Petersburg spornte den kriegerischen Kronprinzen Abbas 
Mirza im Frühjahre 1826 zum Angriffe, so daß er den Krieg mit 
einem Einfall in die kaukasischen Provinzen Rußlands begann. Seine 
Fortschritte hatten jedoch bald ein Ende; General Dermoloff trieb ihn 
durch mehrere Gefechte über den Kur gegen den Arares zurück, sein 
Nachfolger im Kommando, General Paskewitsch, drang selbst in 
Persien vor, nahm den armenischen Patriarchensitz Etschmiadsin, am
	        
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