34 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
Karl V. in Afrika (1535).
Schauerlicher noch als das östliche Deutschland waren Italien und
Spanien von den Türken geplagt. Zwar hatte Karl den Johanni-
tern die Felseninsel Malta und Gozzo eingeräumt (1530), von wo
aus die Ordensritter ihren Seekrieg gegen die Türken mit neuem Eifer
fortsetzten; aber die Moslemin schwärmten in zahllosen Schiffen auf dem
Meere, fingen die christlichen Schiffe auf, landeten unversehens an den
Küsten und zerstörten Dörfer und kleine Städte. Besonders furchtbar
machten sich zwei Brüder von der griechischen Insel Lemnoos, Horuk
und Haireddin, welche zum Islam übergetreten waren. Durch Ge-
walt und Verrath waren sie Herren von Algier und Tunis gewor-
den und bedeckten nun mit ihren Raubflotten das Mittelmeer. Da ent-
schloß sich der Kaiser, die Renegaten zu züchtigen und die Christensklaven
aus der Gewalt ihrer unmenschlichen Quäler zu befreien. Im Jahre
1535 schiffte er mit einer starken Flotte, welche der genuesische Seeheld
Andreas Doria befehligte, nach Afrika über und landete glücklich mit
seinem kleinen aber auserlesenen Heere. Er schlug Haireddins Landmacht,
eroberte Tunis sammt der Hafenfestung Goletta und befreite 20,000
Christensklaven, die den Ruhm ihres Erretters in Europa verbreiteten;
den von den Renegaten vertriebenen Fürsten setzte er als Vasallen wie-
der in den Besitz von Tunis.
Ueuer Krieg mit Trankreich (1536—1538).
Dem König Franz war des Kaisers Kreuzzug nach Tunis eine
erwünschte Gelegenheit, sein feindseliges Spiel zu erneuern; er intri-
gujerte in Mailand und schloß ein Schutz= und Trutzbündniß mit Sultan
Solymanz; mit den Protestanten in Deutschland war er ohnehin im
Bunde und bekämpfte Ferdinand von Oesterreich (vgl. Seite 37), als
Karl in Spanien und Italien seine Unternehmung gegen die See-
räuber ausrüstete. Während Karl in Afrika war, überfiel Franz des
Kaisers Bundesgenossen, den Herzog von Savoyen (1535), und
als das Jahr darauf der Herzog von Mailand, der letzte Sforza,
starb, erneuerte Franz seine Ansprüche auf Mailand und damit den
Krieg. Der zurückgekehrte Kaiser trieb die Franzosen rasch aus Ober-
italien, unternahm abermals einen Angriff auf Marseille, der gänzlich
mißlaug; jedoch hatte sich der französische Feldherr Montmorench nicht
anders zu helfen gewußt, als daß er die südliche Provence in eine Wüste
verwandelte. Franzens Bundesgenossen, die türkischen Seeräuber, ver-
wüsteten zu gleicher Zeit die Küsten Unteritaliens, und dies bewog den
Papst Paul III., welcher dem Kaiser wegen seiner Uebermacht durchaus
nicht günstig war, einen Frieden zu vermitteln; er kam zu Nizza auf
die Bedingung zu Stande, daß jeder behielt, was er gerade in Händen