Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

454 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
zeigte, Verschwörer bestrafte (Berton, Karon, Dizier 2c.), sonst im ver- 
söhnlichen Geiste verfuhr und überhaupt die strenge Beachtung der Ge- 
setze nach jeder Richtung forderte. Im Jahre 1818 erwirkte er den 
vollständigen Abzug der von den Alliierten zurückgelassenen Okkupations= 
truppen; das Heer wurde reorganisiert, so daß Frankreich wieder eine 
Achtung gebietende Stellung einnahm, auch die Herstellung einer Flotte 
machte auffallende Fortschritte, während der wissenschaftliche Ruhm Frank- 
reichs durch Männer wie Kuvier, Arago, Silv. de Sacy, Remu- 
sat, La Place 1#c. ungeschmälert erhalten wurde. Damals bildete sich 
der „Vereln für den Glauben“, welcher seitdem für die Erhaltung der 
christlichen Gemeinden in China, Siam 2#c. und zur Stiftung von neuen 
Wunderbares geleistet hat; Missionen belebten den nie ganz erstorbenen 
kirchlichen Sinn des französischen Landvolks, und die zahlreichen Mittel- 
schulen der Kleriker konnten die ihnen zuströmenden Zöglinge kaum auf- 
nehmen. Gleichzeitig entstanden aber auch geheime Gesellschaften, welche 
die Vertreibung des königlichen Hauses zum Zwecke hatten, und viele 
einflußreiche Männer jedes Standes, besonders Advokaten und Publi- 
cisten, arbeiteten in deren Sinne, obschon sie in der Regel nicht förm- 
lich Mitglieder waren. (Lafayette war in jede Verschwörung eingeweiht, 
ohne sich jedoch an den Operationen zu betheiligen.) Diese Partei liebte es 
Skandale hervorzurufen, wozu die Vertheidigungen politischer Verbrecher 
und schmähsüchtiger Libellisten oft genug Veranlassung gaben. Ein solcher 
Skandal war die Erwählung des Abbe Gregoire, eines ehemaligen Kon- 
ventsmitgliedes, in die Deputientenkammer und die Ausschließung dessel- 
ben (1819), die Entfernung des Deputierten Manuel, der 1823 die In- 
tervention in Spanien benutzte, um die Restauration des französischen Kö- 
nigshauses als ein Nationalunglück darzustellen rc. Von dem Fanatismus, 
der gegen die Bourbonen genährt wurde, zeugte die Ermordung des könig- 
lichen Neffen, des Herzogs v. Berri (13. Febr. 1820), des Stamm- 
halters der älteren Linie, durch einen Sattler Louvet, und die Mord- 
schläge, welche später unter den Fenstern der ihrer Niederkunft nahen 
Herzogin erplodierten. Die Geburt des Herzogs von Bordeaur 
(29. Sept. 1820) sicherte die Fortdauer des älteren Zweiges, der Tod 
Napoleons auf St. Helena (5. Mai 1821) schien die Hoffnung der 
Bonapartisten zu vernichten und der König fand sich stark genug in das 
revolutionierte Spanien eine Armee zu schicken, wozu er nicht bloß durch 
das allgemeine Interesse der Monarchie bewogen wurde, sondern sich 
eigentlich genöthigt sah, weil französische Unzufriedene auf dem spani- 
schen Boden bereits ein Bataillon unter der dreifarbigen Fahne errichtet 
hatten. Die französische Armee, welche von dem Herzog von Angou- 
leme geführt wurde, bewies sich treu und machte der Revolution ohne 
v#ele Mühe ein Ende; laut Vertrag sollte sie zwei Jahre Spanien be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.