Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

458 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Franzosen 2# Meilen westlich von Algier, schlug am 19. die Türken 
und Araber bei Stauelt, am 24. bei Sidi Khalef, erstürmte am 4. Juli 
das Kaiserfort und als die Flotte unter Duperré sich vor die Stadt 
legte, die Landarmee zum Sturme bereit stand, ergab sich Algier am 
5.; der Dey mit seinem Privatvermögen und die türkische Miliz erhielt 
freien Abzug, die Franzosen aber erbeuteten außer den Vorräthen und 
dem Geschütze baare 48½ Mill. Franken. 
Unterdessen war die Katastrophe in Frankreich herangereift. Die 
neuen Wahlen ergaben eine gleich feindsellge Mehrheit der Deputierten- 
kammer, der König löste sie auf, bevor sie noch förmlich konstituiert war 
und den Tag darauf (26. Juli) erschienen die königlichen Ordonnanzen, 
welche die Wahlform änderten und die Preßfreiheit suspendierten. Daß 
auf solche v erfassungswidrige Maßregeln ein Aufstand erfolgen werde, 
wußte man selbst in Deutschland, in Frankreich aber hatte man es gleich- 
sam vorausgesagt („encore une dissolution et nous avons une revo- 
lution“, hieß es in jedem Städtlein), nichtsdestoweniger hatte der Mar- 
schall Marmont, der Kommandant von Paits, kaum 15,000 Mann 
zu seiner Verfügung, weil sich die Rathgeber des Königs auf die gleich- 
giltige Stimmung der niederen Volksklasse und auf die Feigheit der libe- 
ralen Häupter verließen. Die Deputierten wagten allerdings weiter 
nichts als eine Protestation, dasselbe thaten die Redakteure mehrerer 
Journale, aber diese entließen zugleich ihre Setzer und Drucker und schick- 
ten sie auf die Straße, andere Geschäftsmänner folgten diesem Beispiele, 
der Bankier Lafitte gab Geld und so bewegte sich bald ein Haufen 
von mehreren tausend Menschen in den Straßen, welche Charte, Preß- 
freiheit und die 221 Deputierten hoch leben ließen. Es kam zu Rei- 
bungen mit einzelnen Militärposten, mit dem wachsenden Tumulte mehrte 
sich die Volksmasse in den Straßen und als von den gedrängten Mili- 
tärposten einige Schüsse fielen, war der gewünschte Zweck erreicht. Denn 
nun verbreitete sich das Geschrei: „man mordet das Volk!“ wie ein Lauf- 
feuer durch die Stadt, die Schüler der polytechnischen Anstalten brachen 
aus, leiteten die Errichtung der Barrikaden und die Angriffe der Volks- 
massen auf die wichtigsten Punkte der Stadt. Die Truppen thaten ihre 
Schuldigkeit und erst als der Mangel einer zusammenhängenden Leitung 
sichtbar war, als sich nirgends ein Prinz, Minister oder ein angesehener 
Mann bei ihnen zeigte, von allen Seiten aber ihnen der Zuruf entge- 
genscholl, nicht gegen Frankreichs Grundgesetz, nicht für verrätherische 
Minister zu fechten, stellten einzelne Abtheilungen den Kampf ein, wor- 
auf die Schweizer, die Garden und die Linientruppen das Louvre und 
die Tuilerien räumten. Vom 27. bis 29. Juli hatte der Kampf ge- 
dauert, und als er beinahe zu Ende, jedenfalls entschieden war, bemäch= 
tigten sich die Deputierten der öffentlichen Gewalt und ernannten den
	        
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