Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Deutschland und Oesterreich. 463 
Tugendbundes erneuerte, demselben aber zugleich ein ehrenvolles Zeug- 
niß für seine Wirksamkeit in der Zeit von 1808—1813 ausstellte. 
Ein Sprichwort sagt: wenn man den Teufel an die Wand malt, 
so kommt er; Dabelow und Schmalz hatten das Schemen einer gehei- 
men Verbindung denunciert, es dauerte aber nicht lange, bis unter der 
Universitätsjugend, welche an dem Skandale den lebhaftesten Antheil 
genommen hatte, die Verschwörung in leibhafter Gestalt auftrat. Un- 
mittelbar nach dem Kriege bildete sich unter den Studenten zu Jena 
eine Verbindung, um dem theilweise rohen und wüsten Leben auf der 
Univerfität, das besonders durch die sogenannten Landsmannschaften ge- 
fördert wurde, einen Damm entgegenzusetzen, Sittlichkeit und wissenschaft- 
liches Streben zu fördern und so die Heranbildung eines tüchtigen deut- 
schen Beamtenstandes, durch den hinwiederum das Volk gehoben werden 
sollte, zu bewirken. Dieses Programm von sittlichen, wissenschaftlichen 
und patriotischen Bestrebungen beweist augenscheinlich, daß die „Bur- 
schenschaft" zu Jena aus dem Tugendbunde herrorging; sie gestaltete sich 
den 18. Oktober 1817 bei dem Feste auf der Wartburg zu einer 
„deutschen Burschenschaft“, indem sich auf den meisten deutschen 
Universitäten (die österreichischen ausgenommen) burschenschaftliche Ver- 
bindungen bildeten, die unter einander einen fortwährenden Verkehr un- 
terhielten. Schon auf dem Wartburgfeste fand eine politische Demon= 
stration statt, indem einige Studenten 28 Bücher oder die Titel von 
Büchem, die sie der deutschen Sache für feindselig hielten, Luthers Ver- 
fahren gegen die Bannbulle und das kanonische Recht nachahmend, in 
das Festfeuer warfen (darunter war aber die deutsche Bundesakte nicht, 
wie ausgestreut wurde). Ueberschwänglicher phantastischer Patriotismus, 
wohl auch der Hochmuth, den die alles begeifernden und aburtheilenden 
philosophischen Systeme von jeher erzeugt haben, traurige politische Zeit- 
erscheinungen (die von Schmalz angeregten Verdächtigungen gewannen 
immer mehr Umfang; im gleichen Jahre verbot eine deutsche Regierung 
die Jahresfeier der Leipziger Schlacht; wurden noch Stücke deutschen Lan- 
des als Entschädigungen zugeschnitten, so z. B. Birkenfeld; offenbarte 
sich die Feindschaft gegen ständische Vertretung weniger durch eine gerade 
Weigerung als durch Ertheilung von Scheinverfassungen) gaben der 
Burschenschaft mehr und mehr die Gestalt einer politischen Verbindung, 
deren Bestreben gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichtet war. 
Sie war jedoch von sehr untergeordneter Bedeutung, indem sie wohl 
niemals auch nur 500 Mitglieder zählte, die zudem in den verschiedenen 
Landsmannschaften ihre bittersten Gegner hatten; überdies war ja mit 
Sicherheit zu erwarten, daß das reifere Alter und die Lebenserfahrung 
die Ueberschwänglichkeit heilen werde, während zugleich die Gesetze hin- 
reichten, um verbrecherische Absichten und Thaten zu verhindern und zu
	        
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