Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

470 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
was jedoch nur zur Folge hatte, daß die Gesetze gegen den Mißbrauch 
der Presse verschärft und zuletzt alle Vereine zu politischen Zwecken verboten 
wurden. So gelang es Louis Philipp, die republikanische Partei zur Ver- 
zweiflung zu bringen. Die königliche Partei hatte in der Vendée eine theil- 
weise Erhebung bewirkt, aber sie wurde mit Waffengewalt unterdrückt und 
die Herzogin von Berry im November 1832 gefangen, jedoch das folgende 
Jahr wieder entlassen, da sich dieselbe durch ihre jetzt bekannt gewordene 
Heirath mit einem itallenischen Fürsten Luchese Palli unschädlich gemacht 
hatte. Am 30. Okt. 1836 wagte Louis Napoleon, dritter Sohn Louis 
Bonapartes, ehemaligen Königs von Holland, einen Versuch in Straß- 
burg, das Kaiserthum auszurufen, die Militäremeute jedoch, die er mit 
Hilfe einiger Offiziere zu Stande gebracht hatte, wurde leicht bezwungen, 
der Prinz gefangen, aber aus Gnade auf einer Fregatte nach Nordamerika 
spediert, und da der Sohn des Kaisers Napoleon (der Herzog von 
Reichstadt) den 22. Juli 1832 zu Schönbrunn gestorben war, so schien 
alle Gefahr von Seite der Bonapartisten für den Julithron vorüber zu sein. 
Auswärtige Politik des Vürgerkönigthums. 
So wenig die Erwartungen der Julihelden, daß Frankreich durch 
ihren Sieg die freieste und glücklichste Nation Europas werde, erfüllt 
wurden, ebenso wurde auch der Traum nicht verwirklicht, daß die an- 
dern Völker Europas, dem Beispiele Frankreichs folgend, ihre Revolu- 
tionen machen und französische Hilfe herbeirufen würden, wodurch die 
französische Nation der Führer des europäischen Völkerreigens werden 
müsse. Wohl loderte die Flamme der Revolution in Belgien, Polen, 
auf einzelnen Punkten Deutschlands und Italiens auf und warfen die 
Schweizer ihre Bundesverfassung um; da jedoch Deutschland sowie die 
österreichische und preußische Monarchie die revolutionären Feuer rasch 
und leicht erstickten, so stand den Gelüsten der Franzosen, die Alpen oder 
den Rhein zu überschreiten, eine schlagfertige Macht entgegen, deren 
Stärke Louis Philipp und seine Generale nicht unterschätzen konnten, 
um so weniger, als Frankreich selbst nicht zu einem großen Kriege ge- 
rüstet war. Louis Philipp begnügte sich deswegen damit, die schwäch- 
sten Seiten Frankreichs durch die Unterstützung der belgischen Revolution 
und die Begünstigung der Bewegungen in der Schweiz zu sichern und 
zugleich die französische Armee auf einen solchen Fuß zu setzen, daß die 
europäischen Großmächte an einen Angriff auf Frankreich selbst nicht 
denken konnten. Diese wünschten auch den Krieg nicht, vielleicht mit 
Ausnahme des Kaisers von Rußland, der zwar Louis Philipp wie die 
andern Monarchen anerkannte, die Juliusrevolution aber zugleich als 
ein beklagenswerthes Ereigniß bezeichnete. Eine europäische Koallttion 
war überdies schon unmöglich geworden, seitdem England nicht nur
	        
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