Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

498 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
nach dagegen sämmtlich von andern deutschen Monarchen wieder ange- 
stellt wurden, während der Minister von Scheele, der bei der Aufhebung 
der Verfassung das Hauptwerkzeug war, mit einem hohen preußischen 
Orden dekoriert wurde. Wenn so die öffentliche Meinung in Deutschland 
nicht verwirrt worden wäre, so hätte es gar keine geben müssen. 
Der Zollverein. 
Die trübe Zeit von 1830—40 hatte aber doch eine Schöpfung in's 
Leben gerufen, welche seitdem nicht nur alle Stürme überdauert hat, son- 
dern trotz derselben immer herrlicher herangewachsen ist; diese nationale 
Schöpfung, an welcher der Wahnsinn von 1848 nicht zu rütteln wagte, 
ist der Zollverein. Bayern und Württemberg gingen mit dem 
Beispiele eines Zollbündnisses voran (s. S. 467), dem alsbald Hessen- 
Darmstadt und Preußen folgten, und die hierin klug berechnete 
Politik der letztern Macht setzte es bis 1836 durch, daß Kurhessen 
(1831), Bayern, Württemberg mit den beiden Hohenzollern, 
Sachsen und die sächsischen Fürstenthümer (1833), Baden 
und Nassau (1835), Frankfurt (1836) beitraten. Durch diesen 
Verein wurde endlich eine für das Aufleben des nationalen Wohlstandes 
unumgänglich nothwendige Bedingung erfüllt, nicht allein dadurch, daß 
die Bewachung der Zollgränze besser und dreifach wohlfeiler wurde, die 
Zölle also den Staaatskassen viel mehr abwarfen, sondern namentlich 
durch die Steigerung des Verkehrs unter den Zollvereinsstaaten, sowie 
durch die Belebung der Industrie, obwohl der Vereinstarif die einhei- 
mische Industrie gegen die Konkurrenz der auswärtigen in vielen Ar- 
tikeln nur ungenügend schützte. Preußen behandelte nämlich den Joll- 
verein immer als eine fiskalische Einrichtung, d. h. als eine Quelle für 
die Staatseinnahmen, oder ein verbessertes System der indirekten Be- 
steuerung, nicht als eine Anstalt, deren Hauptzweck die Hebung der 
einheimischen Industrie wäre, daher setzte es einen hohen Tarif für die 
Kolonialwaaren durch, obgleich diese Lebensbedürfnisse sind, sowie die 
höhere Besteuerung des einheimischen Rübenzuckers (welche den Auzsfall 
an den Einfuhrzöllen des Kolonialzuckers decken muß), wußte auch immer 
die Erhöhung des Tarifs namentlich auf englische Fabrikate zu ver- 
hindern, wenn diese Erhöhung, wie besonders durch den württembergi- 
schen Abgeordneten Vayhinger geschah, auf einigen ZJollkonferenzen ener- 
gisch, aber freilich immer vereinzelt, beantragt wurde. Ein Prohibitiv= 
system zu Gunsten der Fabrikanten auf Kosten der Konsumenten wurde 
von niemanden verlangt, sondern nur zureichender Schutz für einige 
Zweige der einheimischen Industrie gegen das Uebergewicht der aus- 
wärtigen, und auch nur so lange, bis die einheimische Industrie hin- 
länglich erstarkt wäre, um den Kampf mit der auswärtigen auf dem
	        
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