Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

England. Verfassungsreformen. 513 
Niederkanada aber wurde unter das Kriegsgesetz gestellt. In Oberka- 
nada hatten ein gewisser Macken zie und van Egmont einen Angriff 
auf Toronto versucht, waren aber sogleich zur Flucht nach der Union 
gezwungen worden. Mackenzie hielt sich auf der Niagarainsel Navy auf, 
die zwar kanadisch aber von der nordamerikanischen Stadt Buffalo viel 
leichter zu erreichen ist, legte dort eine Waffenniederlage an, sammelte 
Abenteurer und nannte sich Präsident der kanadischen Republik. Er hatte 
ein Dampsschiff „Karoline“ im Dienst, das einem Bürger von Buffalo 
gehörte; dasselbe lag in der Nacht vom 30. Dezember 1837 auf nord- 
amerikanischer Seite bei dem ehemaligen Fort Schlosser, als es von fünf 
englischen Booten angegriffen, in Brand gesteckt und mit neun Mann 
dem Strome überlassen wurde, der es in seiner gewaltigen Katarakte 
begrub; die Navyinsel selbst wurde hierauf von den Engländern ange- 
griffen und besetzt. Die Nordamerikaner lärmten zwar sehr in der Presse, 
konnten es jedoch nicht leugnen, daß die Verletzung des Völkerrechts von 
ihrer Seite angefangen habe und das Kabinet in Washington gab sich 
mit den englischen Erklärungen zufrieden. Zwei Jahre später aber wurde 
ein Oberst der kanadischen Miliz, Mak Leod, auf dem Gebiete des 
Staates Newyork betreten, verhaftet und unter Todesdrohung in das 
Gefängniß zu Buffalo geführt. Der Pöbel verlangte seinen Tod, weil 
er bei dem Angriff auf das Dampfsschiff „Karoline“ betheiligt gewesen 
sei, und mit Mühe brachte es der Präsident der Union dahin, daß er 
nicht zu Buffallo, sondern zu Utika vor Gericht gestellt wurde. Dieses 
sprach ihn 1844 frei und verhinderte dadurch den Ausbruch eines Krieges 
mit England, dessen Regterung entschieden erklärt hatte, Mak Leod habe 
nur in ihrem Auftrage gehandelt und sie übernehme die ganze Verant- 
wortlichkeit. Später wagte Mackenzie mit seiner Bande, die größten- 
theils aus Nordamerikanern bestand, von Michigan aus mehrere Ein- 
fälle, die aber keinen Erfolg hatten, als daß mehrere Gefangene in 
Kingston von den Engländern gehenkt wurden. Die englische Regierung 
schickte den Lord Durham, einen Wigh der entschiedensten Farbe, als 
Gouverneur oder vielmehr als Diktator nach Kanada, der auch mit gro- 
ßer Energie einschritt, unter anderem die Kompromittierten nach den 
Bermudas verbannte unter Androhung des Todes, wenn sie zurückzu- 
kehren wagen würden. Diese Maßregel zog ihm zwar einen Tadel des 
Parlamentes zu, welchen sein persönlicher Feind Brougham mit den 
Torys geschickt herbeizuführen verstand, die Verbannten wurden jedoch 
nach England transportiert und dort kaum milder bestraft, überdies 
Durhams Anträge in Betreff Kanadas angenommen. Demzufolge wurde 
Ober= und Niederkanada in Hinsicht der Gesetzgebung zu einem Parla- 
mente vereinigt, indem das ganze englische Oberkanada so viel Vertreter 
Bumäller, Neue Zeit. 6. Aufl. 33
	        
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