Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der Opiumkrieg mit China. 517 
klärte England den Krieg, führte ihn aber anfangs sehr lässig, wahr- 
scheinlich weil sich die Folgen, die aus der Erschütterung des ungeheuren 
chinesischen Reichs hervorgehen mußten, gar nicht absehen ließen und 
namentlich eine allgemeine Bewegung der ostasiatischen Völker den eng- 
lischen Interessen sehr gefährlich werden konnte. Die Chinesen versuch- 
ten es vergeblich, die englischen Kriegsschiffe durch Brander zu zerstören, 
ihre armseligen Kriegsdschonken wurden von einzelnen Dampfern dutzend- 
weise in die Luft gesprengt, und als die neuen Kommandanten Parker 
und Pottinger sich den Krieg ernst sein ließen, wurden im Sommer 
1841 Amoi, Tschusan, Tschinhai 2c. erobert und die schlechtbewaffneten 
chinesischen Soldaten zu Tausenden niedergestreckt. Die chinesische Re- 
gierung verzagte jedoch nicht, verkündete ihrem Volke lauter Siege, die 
nur deßwegen keine entscheidenden Folgen hätten, weil der eine oder 
andere Mandarin den Sieg nicht zu benutzen verstand, oder Zufälle 
eintraten, einmal auch, weil die Kanonen durch das viele Feuern glühend 
und dadurch unbrauchbar geworden wären u. dgl. m. Im Mai 1842 
aber nahmen die Engländer Tschapu und Schanghai, fuhren dann 
den Jangtsekiang hinauf und eroberten die stärksten Plätze an demselben; 
am 9. August endlich legte sich die Flotte vor Nanking und der Wel- 
leslei von 80 Kanonen zeigte der großen Stadt seine Breitseite. Jetzt 
entfiel der chinesischen Regierung der letzte Funken Muths, da die Eng- 
länder das Fluß= und Kanalsystem des Reichs nach Gutdünken sperren 
konnten; der kaiserliche Kommissär Keschin und der von der englischen 
Regierung bevollmächtigte Agent Pottinger schloßen am 29. August 
1842 den Frieden von Nanking, in welchem China dem auswärtigen 
Handel fünf Häfen öffnete, den Engländern Hongkong abtrat und 21 
Mill. Dollars bezahlte (einen Waffenstillstand hatte es das Jahr vor- 
her mit 6 Mill. Dollars erkauft). Die englischen Blätter jubelten, 
diesesmal habe der Krieg mehr baares Geld eingetragen als gekostet, 
englische und deutsche Pietisten und Sektirer dankten fromm erseufzend, 
daß Gott den Engländern die Gnade gegeben habe, dem Christenthum 
ein so großes Thor aufzuthun, ein preußisches Blatt aber ermahnte die 
Schutzzöllner im südwestlichen Deutschland, jetzt abzustehen von der For- 
derung die englischen Fabrikate von Seiten des Zollvereins höher zu 
tarifieren, weil sonst England dem deutschen Handel nach China gewiß 
auch Hindernisse in den Weg legen würde! Die Erwartungen der eng- 
lischen Kaufleute wurden jedoch bitter getäuscht; denn die Chinesen woll- 
ten weder Wollentuch noch Wein kaufen, auf welche Artikel man am 
meisten spekuliert hatte, auch die Missionäre der englischen Propaganda 
machten keine großen Geschäfte, der vielgefeierte Gützlaff war selbst 
mehr als politischer Agent thätig und starb 1853 als ein sehr reicher 
Mann, während die aus Kalser Kanghis Zeit herrührenden katholischen
	        
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