524 Die Zeit von 1815 bis 1847.
General Sale blieb. Die Sikhs gingen zwar über den Setletsch zurück,
erschienen jedoch schon im Januar wieder auf dem andern Ufer und
warfen am 21. ein englisches Korps unter General Smith; ihre Rei-
terei zeigte sich der englischen überlegen, besonders im Einzelgefechte, in-
dem die gewandten Sikhs gewöhnlich den Zaum ihres Gegners durch-
hieben und ihn dadurch fast wehrlos machten. Der furchtbaren Ueber-
macht des englischen Geschützes allein werdankte der englische Oberfelrherr
Gough und der Generalgouverneur Lord Hardinge, ein Veteran aus
Wellingtons Schule, den Sieg in den Vernichtungsschlachten bei Al-
liwal (28. Januar) und Sobraon (10. Februar), worauf den
18. Februar zu Lahore ein Friede geschlossen wurde, der jedoch von
keiner langen Dauer war. Schon im Jahre 1848 erhob sich im April
das ganze Pendschab, die Engländer hatten abermals blutige Kämpfe
zu bestehen und konnten sich Multans erst im folgenden Jahre durch
eine sehr anstrengende Belagerung bemächtigen; schließlich aber vereinig-
ten sie das ganze Pendschab mit ihrem Gebiete und ließen nur Kaschmir
und andere Gebirgsprovinzen einstweilen unter der Herrschaft von Va-
sallenfürsten aus der Familie Rundschid Singhs.
Die Einverleibung des Mahrattenstaates Satarah (1848), dessen
Radscha schon längst Vasall gewesen, wurde in Europa kaum besprochen,
obwohl sie ein Beweis mehr war, daß England ganz Vorderindien
selner unmittelbaren Herrschaft zu unterwerfen eilte, nachdem es dieselbe
nach jeder Rlchtung an die natürlichen Gränzen der großen Halbinsel
ausgedehnt hatte.
Siebenzehntes Kapitel.
Die selbstmörderischen Kümpfe auf der pyrenl#schen Halbiusel.
Nach solchen Erfolgen durften die Engländer wohl fragen, ob die
ganze Weltgeschichte ein Volk aufzuweisen habe, das den Vergleich mit
ihnen aushalte, ob je ein Volk von der Stärke des englischen ein solches
Reich gestiftet und die europäische Kultur. in solche Fernen und in solchem
Umfange verbreitet habe Das gelesenste deutsche Blatt gab damals
gleichsam eine Antwort darauf, indem es sagte, die Engländer thun
große Dinge, die Deutschen aber machen große Worte; England dürfe
man eigentlich nicht mehr als eine europäische Macht betrachten, son-
dern als eine eigene Welt. Dies mag richtig sein, aber daraus geht
zugleich hervor, daß England (mit Schottland und Irland) eine schmale
Grundlage für ein Weltreich ist, insofern das eigentliche Großbritannien
bei einer Bevölkerung von ungefähr 28 Millionen den Bedarf an Sol-