Portugal. 527
seine Ernennung zum portugiesischen Oberfeldherrn in den Kortes nur
mit Mühe durchsetzen, man beschuldigte ihn absolutistischer Absichten, in
der That aber war er für die ehrgeizigen Parteiführer deßwegen ein
Stein des Anstoßes, weil er es ihnen erschwerte im Namen der Königin
selbst zu herrschen und ihren eigenen zerrütteten Vermögenszuständen auf-
zuhelfen. Alle diese Männer, wie Palmella, Kabral, Saldanha, Villa-
slor, Bandeira, Bomfim, das Antas r2c. entehrten ihren Namen entweder
durch Mißbrauch ihrer Stellung zum Gelderwerbe oder durch Rebellion.
Letzteres geschah immer im Namen der Freiheit und immer in den größe-
ren Städten (Lissabon, Oporto, Koimbra, Evora tec.), dazu jedesmal
durch das Militär, während das Landvolk dieser Wirthschaft unmuthig
zusah und höchstens die Charte und was mit ihr zusammenhing zum
Teufel, dem Lande aber Dom Miguel als König wünschte. Schon 1836
brach im September unter General Graf Bomfim die vorausgesehene
Schilderhebung aus, durch welche die Königin sich genöthigt sah, die
Charte von 1822 anzunehmen, da Saldanha und Villafslor nicht so viel
über das Militär vermochten, um den „Septembristen“ Schach zu bieten.
Die Kortes modisicierten jedoch die Charte von 1822 in etwas zu Gunsten
der Krone, eine Spannung mit England wurde 1840 beigelegt, ein
Streit mit Spanien wegen der Duoeroschifffahrt durch England vermit-
telt und die Königin 1841 von dem Papste und den drei sogenannten
nordischen Mächten (Oesterreich, Preußen, Rußland) anerkannt. Doch
1842 spielte die Revolution wieder zu Oporto und zwar für die Charte von
1826, Donna Maria fügte sich und der Herzog von Terceira (Villa-
slor) trat mit Kosta Kabral an die Spitze der Geschäfte. Gegen diese
empörte sich im Februar 1844 Bomfim mit dem Militär zu Torres-
novas und Almeida, unterlag jedoch im April und mußte flüchten; 1846
erneuerten sich die Aufstände zu Oporto und Koimbra, die königlichen
Truppen siegten jedoch und als 1847 Sa da Bandeira und das
Antas abermals eine Empörung wagten, schritt England im Einver-
ständnisse mit Spanien und Frankreich ernstlich ein und nahm das Antas
mit seiner Flotte in Oporto gefangen, worauf Bandeira sich unterwarf und.
alles amnestiert wurde. Die letzte Revolution erlebte Donna Maria im
April 1851 durch Saldanha, der durch die Kabralisten sich verdrängt
glaubte; sie mochte sich jedoch damit trösten, daß das Revolutionieren
gerade allgemein in Europa an der Tagesordnung war. Saldanhas
Streich glückte, er wurde erster Minister und bald darauf versuchte er für
seinen Sohn eine reiche Erbin aus einem Kloster zu entführen, um
seine Vermögensverhältnisse besser zu ordnen, als es bisher mit Portugal
gelungen war. Donna Maria starb den 15. November 1853, ihr Ge-
mahl wurde von den Kortes als Regent für den noch unmündigen Thron-
folger Pedro V. anerkannt, welcher 16. September 1855 volljährig