530 Die Zeit von 1815 bis 1847.
den in eine aktive und passive das sinkende Flnanzschiff erleichtern wollte,
gab sein ministerielles Portefeuille als ein reicher Mann ab, zu dem er
durch glückliche Börsenspekulationen gediehen war; Mendizabal (ge-
boren um 1790 zu Gibraltar oder Kadir, Sohn eines jüdischen Kauf-
manns, machte als Kaufmann, Armeelleferant und zuletzt als Finanz-
agent Dom Pedros gute Geschäfte) verlangte ein unbedingtes Vertrauens-
votum von den Kortes und erhielt es, als er versprach, die Finanzen
ohne neue Steuern, Anlehen oder Verkauf von Nationalgütern wieder-
herzustellen. Er hielt sein Versprechen insoweit, daß nach Verfluß von
nicht einem Jahre die Schuld um mehr als 40 Mlll. Thaler vermehrt
(seine Großsprecherei hatte ihm einen kurzdauernden Kredit verschafft)
und das Staatseinkommen um die Hälfte vermindert war. Er brachte
endlich das lang aufgesparte Mittel in Anwendung; die erste Dosis war
ein Dekret vom 12. Oktober 1835, welches der Geistlichkeit den privi-
legierten Gerichtsstand entzog und die Aufhebung aller Klöster, die unter
12 Konventualen zählten, verfügte. Solcher wurden über 900 gefun-
den, ihre Güter als Nationaleigenthum erklärt und zum Besten der
Finanzen verwendet. Ganze Schiffsladungen von Kirchenglocken wurden
nach England verkauft, und wie im allgemeinen bei dem Losschlagen
des Kloster= und Kircheninventars gewirthschaftet wurde, mag man da-
raus schließen, daß Mendizabals Mätresse unmittelbar darauf ein pracht-
volles Halsband trug, das die Madonna einer Madrider Kirche ge-
schmückt hatte. Auch die Regentin Christine litt nichts bei dem Schif-
bruche des Staatskredits; sie hatte den Gardesoldaten Munoz zu ihrem
Kammerherrn gemacht und sich denselben insgeheim antrauen lassen,
welcher Verbindung eine zahlreiche Nachkommenschaft entsproß (acht Kin-
der), für welche Christine in dem zerrütteten Spanien so viel zu erwer-
ben wußte, daß die einzelnen Glieder der herzoglichen Familie Rian-
zares (1844 wurde Munoz zum Herzog gradulert) zu den reichsten
Rentiers in Europa gehäören.
Um so schlimmer erging es der christinischen Armee, welche in den
baskischen Provinzen, in Oberaragonien und Katalonien gegen die Ka#-
listen focht. Es mangelte an allem, an Sold, Lebensmitteln und Klel-
dung (selbst im Winter mußten sich die Soldaten mit baumwollenen
Hosen begnügen), und nur diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß
der karlistische Aufstand nicht sogleich im Entstehen unterdrückt wurde.
Im Oktober 1833 zählten die karlistischen Guerillashaufen vielleicht
5000 Mann, und die ersten Gefechte fielen zu ihrem Nachtheile aus,
Bilbao, Vittoria und Irun mußten sie räumen; als jedoch nach diesen
Erfolgen der christinische General Valdez die Aufhebung der baskischen
Fueros am 3. Dezember proklamierte, ergriffen die Basken und Navar=
resen die Sache des Don Karlos als ihre eigene, und General Z3 avalas